In Marl wird ein ganz neues Konzept zur Verkehrserziehung praktisch umgesetzt.Grundschulkinder erfahren, was Bewegung heißt, und lernen, wie sie auf der Straße und im Fahrzeug sicher sind

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Marl. Gekrönt mit einem Preis der deutschen Gesellschaft für Umwelterziehung ist das Projekt schon, jetzt wird es praktisch umgesetzt: "Ampelmännchen-Diplom" heißt der neueste Baustein im Marler Konzept für mehr Verkehrssicherheit. Zusammen mit angehenden Erzieherinnen eines Berufskollegs gehen Udo Lutz und Dr. Jürgen Göttsche von der städtischen Verkehrsabteilung auf Grundschulkinder zu, um sie in einem achtwöchtigen Lehrgang mit allen Facetten des Themas "Mobilität" vertraut zu machen. Um sie auf den zukünftigen Weg zur weiterführenden Schule vorzubereiten. Die Macher pflegen dabei einen wahrhaft ganzheitlichen Ansatz.

Deshalb durften die Kinder aus dem Offenen Ganztag der Bonifatiusschule sich am Donnerstag beim ersten Treffen so richtig austoben: Unter Anleitung von vier Kollegschülerinnen konnten sie auf einem Parcours in der Turnhalle Erfahrungen mit ihrem Körper, mit Bewegung und Geschwindigkeit sammeln. "Das ist für die Kinder ein großer Spaß, aber sie gewinnen auch ein besseres Gefühl für Tempo und Entfernung", erläutert Jürgen Göttsche. Und über den Spaß, die emotionale Erfahrung könne man die Schüler für das Kommende begeistern.

Dabei wird es dann auch bald ernst. Fußgängertraining, Fahrradübungen (einschließlich Pannenreparatur), Busschule, Anschnallen im Auto, selbst der tote Winkel im Spiegel des Lkw-Fahrers werden in den nächsten Wochen Thema sein, so Göttsche. Mit dem Weg zur neuen Schule würden die Probleme ja oft erst beginnen: "Dieser Weg ist häufig viel weiter, er ist neu und unbekannt. Auf ihm lauern Gefahren wie Baustellen oder Umleitungen, die im Stadtviertel der Grundschule nicht aufgetreten sind. Oft ist er zu Fuß nicht mehr zu bewältigen." Das Konzept, entwickelt von Udo Lutz, im Hauptberuf Ampel-Experte bei der Stadt Marl, ergänzt die bekannten Initiativen in Kindergärten und Schulen: Verkehrskasper, Fahrradprüfung und ähnliches. Partner bei der Umsetzung sind das Hans-Böckler-Berufskolleg, die Polizei und die Vestische. Die Bonifatiusschule macht den Anfang, es folgt die Martin-Buber-Schule. Und dann möglichst weitere. "Denn alle Kinder sollen profitieren", hofft Udo Lutz.