Die Recklinghäuser Ökotech GmbH plant für 2009 den Bau eines Biomasse-Heizkraftwerkes in Castrop-Rauxel.Kritiker befürchten, dass aus wirtschaftlichen Gründen auch kontaminiertes Material verbrannt werden soll

Dias Biomasse-Heizkraftwerk der Ökotech GmbH im Recklinghäuser Stadtteil Suderwich: Das unternehmen plant nun einen Kraftwerksbau in der Nachbarstadt Castrop-Rauxel. Foto: WAZ, Thomas Gödde/HG
Dias Biomasse-Heizkraftwerk der Ökotech GmbH im Recklinghäuser Stadtteil Suderwich: Das unternehmen plant nun einen Kraftwerksbau in der Nachbarstadt Castrop-Rauxel. Foto: WAZ, Thomas Gödde/HG © HG Pressefotografie

Vest. Recklinghausen hat es schon. Castrop-Rauxel könnte es 2009 auch bekommen: ein Biomasse-Heizkraftwerk der Firma Ökotech. Geht es nach Geschäftsführer Bernhard M. Sundermann-Peters, dann möchte er auf dem Firmengelände von Rütgers eine solche Anlage errichten. Erste Sondierungsgespräche mit der Bezirksregierung in Münster, die das Kraftwerk genehmigen müsste, hat es gegeben.

"Aus meiner Sicht ist das ein akzeptables Vorhaben", sagt Castrop-Rauxels Umweltexperte Thorsten Wert von Kampen. "Hier sollen nur unbehandelte Hölzer verbrannt werden". Davon gäbe es genug, habe Sundermann-Peters der Stadt versichert, "bis hin ins tiefste Sauerland".

Mit genau dieser Argumentation hatte Sundermann-Peters auch die Recklinghäuser beschwichtigt. Bei der Grundsteinlegung des Biomasse-Heizkraftwerkes in Suderwich am 7. März 2003 hatte er dies ebenfalls erklärt. Allerdings hatte Ökotech bereits am 18. Februar 2003 beim Regierungspräsidenten (RP) beantragt, auch Hölzer zu verbrennen, die mit gefährlichen Stoffen verunreinigt sind bis hin zu PCB-haltigen Kondensatoren (das Schreiben liegt der Redaktion vor).

PCB-haltige Stoffe zu verbrennen, das genehmigte der RP zwar nicht, Hölzer hingegen, die gefährliche Stoffe enthalten, sehr wohl. Laut Auskunft der Bezirksregierung wurden 2007 in Suderwich alleine 6883 Tonnen Hölzer, die "gefährliche Stoffe" enthielten, aus den Niederlanden importiert und verbrannt. Weitere 9420 Tonnen "Abfälle aus der mechanischen Behandlung" wurden über die Grenze gekarrt. Von den 103 000 Tonnen waren 7846 nach der Abfallverzeichnis-Verordnung den Hölzern mit "gefährlichen Stoffen" zuzuordnen.

Beim Suderwicher Kraftwerk erklärte Sundermann-Peters, dass er rein theoretisch den gesamten Stadtteil mit Strom versorgen könne. In Castrop-Rauxel plane er eines, das 16,8 Megawatt Elektrizität bei einer Wärmeleistung von 20 Megawatt liefert. "Damit kann man sämtliche Einwohner Recklinghausens mit Strom versorgen", erklärt er.

Dass er dieser Vorhaben wirklich nur mit unbehandelten Hölzern vollbringen kann, bezweifeln nicht nur Umweltschützer. "Der Markt ist leer", erklärt Rainer Schwolow, ein Sprecher des Müllentsorgungs-Königs Remondis. "Nur für kontaminierte Hölzer bekommt man Geld", so Schwolow weiter.

Ähnlich argumentiert auch BUND-Kreissprecherin Claudia Baitinger. "Er ist darauf angewiesen, Abfälle anzunehmen", sagt sie. Das sei ein lukratives Geschäft für eine "versteckte Müllverbrennungsanlage".

Sundermann-Peters hingegen bleibt dabei. Gegenüber unserer Zeitung erklärte er ebenfalls, dass er nur unbehandelte Hölzer in der Europastadt verbrennen wolle. Eine Genehmigung wie in Recklinghausen sei heute nicht mehr zu bekommen. "Die Gesetzeslage hat sich verändert", so Sundermann-Peters. "Die Gesetze haben sich definitiv nicht geändert", erklärte hingegen RP-Sprecherin Ulla Lütkehermölle auf Nachfrage.

Biomasse verbrennen

Ein Biomassekraftwerk erzeugt elektrische Energie und/oder Fernwärme durch die Verbrennung von Biomasse. Wird nur Wärme erzeugt, spricht man von Biomasse-Heizwerk, wird neben Wärme auch Strom abgegeben, von Biomasseheizkraftwerk. Häufig besteht die Biomasse aus Holz, dann spricht man von Holz(heiz)kraftwerk.

Es sind verschiedene feste Brennstoffe möglich. Beispielsweise sogenannte Hackschnitzel in Form von unbehandeltem Frischholz aus der Forstwirtschaft oder als Altholz.

Da behandelte Althölzer höhere Heizwert haben (trocken, andere Kohlenstoffverbindungen) und preiswert sind, sind sie als "Billigmacher" in dafür zugelassenen Anlagen begehrt. Der Nachteil von Altholz: Es ist oft kunststoffbeschichtet, lackiert, oder mit Holzschutzmitteln imprägniert.

Nach der Altholzverordnung sind sie eingeteilt in die vier Schadstoffklassen A I bis A IV.