Marl. Am Anfang hören sie hier alle erst einmal etwas über „Spüli”, den Gallensaft, der benötigt wird für die Verdauung. Und dann erläutert Prof. Dr. Ulrich Loos beim Medizinforums von WAZ im Vest und Klinikum Vest in der Kapelle der Paracelsus-Klinik, was sich im rechten Oberbauch alles befindet

Leber, Gallenblase, Bauchspeicheldrüse... Nur damit jeder weiß, welche Organe so alles krank sein können bei: Bauschmerzen. Wobei sich wohl spätestens jetzt jeder im Raum fragt: „Was tun, wenn die Galle überläuft?”

Hängt von der Ursache ab.

Gallensteine etwa, die zu akuten Oberbauschmerzen führen – einer so genannten Gallenkolik – müssen samt der Gallenblase entfernt werden, betont Loos. Mittels ERCP (siehe Medizin-ABC). Aber, beruhigt der Internist: Erstens lebe es sich auch ohne Gallenblase bestens. Und zweitens: „80 Prozent aller Gallenstein-Träger haben in ihrem Leben überhaupt keine Beschwerden.” Und das, wo immerhin jeder zehnte Mann und jede fünfte Frau über 40 einen oder mehrere Gallensteine habe . . .

Wer von einem solchen, zumeist aus Cholesterin bestehenden Stein in seinem Körper weiß, sollte auf jeden Fall seine Leberwerte kontrollieren lassen. Denn seien diese erhöht – was sich u. a. durch gelbe Augen oder einen Blähbauch zeige –, könne das früher oder später zu einer Leberzirrhose führen, warnt Loos. Wobei nicht nur Gallensteine die Leberwerte ansteigen lassen könnten . . .

Sondern? Die Leberwerte gesundheitsgefährdend ansteigen, so Loos, lasse zum Beispiel auch eine akute oder eine chronische Virushepatitis (in der Form A indes heile sie „immer aus”; und in der B- und C-Variante sei sie mit Medikamenten gut behandelbar). Ebenfalls alles andere als leberfreundlich: das fiebersenkende wie schmerzlindernde Mittel Paracetamol. „Schon 0,5 Gramm, über einige Tage eingenommen”, warnt Loos, „können eine schwere Leberschädigung hervorrufen.”

Und sonst?

Von Gallenblase bis Bauchspeicheldrüse

Drei medizinische Experten informierten beim WAZ-Medizinforum rund ums Thema „Was tun, wenn die Galle überläuft? Zum Auftakt sprach Prof. Dr. Ulrich Loos, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin am Knappschaftskrankenhaus Recklinghausen, über Erkrankungen von Gallenblase und Leber sowie ihre Behandlungsmöglichkeiten. Der Vortrag von Privatdozent Dr. Markus Reiser, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin an der Paracelsus-Klinik Marl, beschäftigte sich mit Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse und deren Behandlung. Und last but not least stellte Prof. Dr. Martin Büsing, Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie am Knappschaftskrankenhaus, bewährte und neue Operationsmöglichkeiten an den drei Organen vor. Moderiert wurde die Veranstaltung von Friedhelm Pothoff, Leiter der WAZ-Regionalredaktion „Unser Vest”.

Kann – leider – auch die lebenswichtige Bauchspeicheldrüse erkranken, dies erläuterte in seinem Vortrag sodann Privatdozent Dr. Markus Reiser. In seltenen Fällen werde diese von Krebs befallen; welcher erst sehr spät Symptome verursache und daher meist nur zufällig noch rechtzeitig für eine Heilung entdeckt werde. Oder aber die Bauchspeicheldrüse entzünde sich. Was sich sehr rasch in starken Bauchschmerzen, bei einer chronischen Pankreas-Entzündung mitunter auch in Rückenschmerzen äußere, . . .

Die Ursachen dieser Erkrankung? Im akuten Fall, so Reiser, seien dies vor allem: Gallensteine, Alkohol, Medikamete. „Aber ich hatte auch schon mal eine Patientin, die mit einem Buch vorm Bauch vor eine Tür gerannt ist und sich so dieses Organ verletzt hat”. Auch eine chronische Pankreas-Entzündung habe meist ähnliche Ursachen wie die akute Entzündung, so Reiser. Und in beiden Fällen müsse eine ärztliche medikamentöse Behandlung erfolgen.

Und manchmal hilft sogar nur noch eine Operation, wozu die Anwesenden abschließend etwas von Prof. Dr. Martin Büsing erfuhren (siehe Zweittext). Und dann . . . ging es daran, die geballten Informationen rund um die Verdauung zu verdauen – etwa bei der zum Nachtisch aufgetischten deftigen Gulaschsuppe.

Womit wir irgendwie wieder beim „Spüli” angelangt wären . . .