Weil sich auch das Christkind mal in der Kleidergröße irrt, den falschen Duft wählt oder kaputte Helikopter bringt, strömen nun die Menschen in die Städte und bessern nach

Jennifer Breitenstein nutzte den Samstag nach Weihnachten, um ein Parfum umzutauschen. Fotos: WAZ, Reiner Kruse
Jennifer Breitenstein nutzte den Samstag nach Weihnachten, um ein Parfum umzutauschen. Fotos: WAZ, Reiner Kruse © WAZ

Recklinghausen. Der Tag danach. Die Gans ist verspeist, die Verwandten wieder gen Heimat gezogen, die Pakete ausgepackt. Und alle Jahre wieder bleiben unterm Baum Geschenke zurück, die zu groß, zu klein, kaputt oder einfach abscheulich sind. Da liegt nichts näher, als am 27. Dezember mit Tüten und Kartons unter dem Arm Richtung Innenstadt zu marschieren. Das Vest tauscht um.

Claudia und Hans Urban sehen zufrieden aus. Eben verlassen sie mit einer niegelnagel neuen Weltzeituhr das Geschäft. „Ein Geschenk meiner Tochter”, verrät der 65-Jährige, „aber die, die sie mir zu Weihnachten geschenkt hat, lief nicht.” Immerhin, die Idee kam an: „Ein tolles Geschenk”, lobt der stolze Vater und zieht glücklich von dannen.

Die meisten Kundinnen nehmen es mit Humor

In diversen Wäschemode-Geschäften geht es derweilen weniger euphorisch zu. „Ich hätte gerne das hier, aber zwei Nummern größer”: Ein Satz, der frau schon unter normalen Umständen schwer über die Lippen geht, doch nach der durchschlemmten Weihnachtszeit trifft die Keule doppelt hart. Scheint, dass die Mehrzahl der deutschen Männer den Körper ihrer Liebsten irgendwie graziler in Erinnerung haben. „Komisch ist das”, findet auch Christine Kwiasowski, Verkäuferin bei Moden Nückel. „Aber die meisten Kundinnen nehmen es mit Humor.” Glaubt man den Aussagen der Experten, dann neigen Kinder übrigens dazu, das Nachthemd für Mama eher zwei Nummern größer zu kaufen. Auch nicht schön.

Immerhin schauen ein paar glückliche Damen bei Nückel vorbei, die einfach einen Schlafanzug gleich zweimal geschenkt bekommen haben oder, noch besser, einen Gutschein einlösen möchten. „Wir haben dieses Jahr vor Weihnachten sehr viele Gutscheine verkauft”, weiß Büroleiterin Brigitte van Bracht, „Das bietet sich als Geschenk ja an, da können die Frauen selber aussuchen, was sie gerne hätten.”

Kinder sind da irgendwie unkomplizierter, Spielzeug passt immer. „Umtausch kommt höchstens mal vor, wenn sich Eltern und Großeltern nicht richtig abgesprochen haben und irgendwas doppelt verschenkt wurde”, erzählt Katrin Gunia-Thewes, Chefin der Quernheim Spielzeug GmbH Recklinghausen. Im Land der Teddybären, Puppen und Rennautos kommen höchstens Reklamationen wegen technischem Defekt vor. So hat ein MX1-Spielzeug-Helikopter den Weg zurück zu Quernheim gefunden.

Und dann ist da noch die Sache mit dem Duft. „Mein Vater hat das falsche Parfum für meine Mutter ausgesucht. Sie hatte sich ein anderes gewünscht”, seufzt Jennifer Breitenstein und reicht der Verkäuferin bei Pieper eine nett verpackte Schachtel über die Theke. „Naja, wir wollten heute sowieso shoppen gehen, da kann ich es auch eben für sie umtauschen.”

Umtauschrecht

Kunden haben grundsätzlich keinen Rechtsanspruch darauf, dass die Geschäfte mangelfreie Ware einfach zurücknehmen oder gegen andere Sachen umtauschen. Denn das Umtauschrecht beruht auf freiwilliger Basis und wird von den Geschäften aus reiner Kulanz gewährt. Deshalb dürfen Verkäufer auch Fristen setzen, oder gewisse Waren wie Sonderangebote vom Umtausch ausschließen.