. Bislanggab es 606 Geburten in Gladbeck in diesem Jahr. Auch im Kreis steigen die Zahlen kontinuierlich an. Ausbau der Kinderbetreuung spielt eine Rolle

Es gibt wieder mehr Geburten im Kreis Recklinghausen und auch in Gladbeck. Der aktuelle Stand in Gladbeck kurz vor Weihnachten: 606 Neugeborene verzeichnete das Einwohnermeldeamt bis zum 23. Dezember. „Und da kommen bis zum Jahresende sicher noch einige hinzu“, schätzt Christiane Schmidt vom Presseamt der Stadt die Entwicklung bis zum Jahresende ein. Im Vergleich zum Vorjahr, als 578 Geburten gemeldet wurden, ist das eine deutliche Zunahme und kommt nah an 2013 heran, als 612 kleine Gladbecker das Licht der Welt erblickten.

Damit liegt Gladbeck im Trend, den auch die anderen Städte im Kreis Recklinghausen beobachten. Insgesamt kamen kreisweit im vergangenen Jahr, also 2014, 4821 Babys zur Welt, so viele wie seit 2007 nicht mehr. Auf Landes- und Bundesebene melden die statistischen Ämter ebenfalls eindeutige Steigerungen. So war die Geburtenrate bundesweit so hoch wie nie in den letzten 25 Jahren. Als Gründe für die Entwicklung sehen Experten unter anderem verbesserte Betreuungsangebote und eine gewachsene Bedeutung der Familie.

Familie bietet Sicherheit

„Die Welt wird heute oft als unsicher erlebt – daraus folgt der Wunsch, sich stärker in den Familienbereich zurückzuziehen, sich in einem vermeintlich sicheren Bezirk abzuschotten“, sagt Birgit Schoppmeier-Krügener von „pro familia“ in Recklinghausen. Kreisweit berät die Einrichtung jährlich etwa 2500 Menschen – vorrangig zu den Themen Schwangerschaft und Familie.

Eine größere Sicherheit wird durch verbesserte familienpolitische Maßnahmen erreicht: „Die Möglichkeiten der Kinderbetreuung – speziell für Kinder bis zum Alter von drei Jahren – sind in den letzten Jahren erheblich ausgebaut und verbessert worden. Das ist ein wichtiger Aspekt und eindeutig familienfördernd: Da heute ein Verdiener oft nicht mehr zur Ernährung der Familie ausreicht, gehen in vielen Familien bald nach der Geburt wieder beide Elternteile arbeiten. Doch um Beruf und Familie miteinander vereinbaren zu können, sind verlässliche Kinderbetreuungsmöglichkeiten notwendig“, erläutert Schoppmeier-Krügener.

Neben der Kinderbetreuung sieht die 57-Jährige hier das Elterngeld als wichtigen Aspekt für die Familienplanung an. „Viele Eltern nehmen das Elterngeld für ein Jahr in Anspruch – danach geht es dann oft wieder in die alte Stelle, für die es einen Rechtsanspruch gibt. Je klarer die finanzielle Sicherheit, desto höher die Chance, sich auf Familie einzulassen, auch auf mehrere Kinder“, hat Schoppmeier-Krügener in vielen Beratungen beobachtet. Für sie ist klar: „Gute familienpolitische Maßnahmen und Rahmenbedingungen erleichtern die Entscheidung für ein Kind.“ Dabei bedauert die Diplom-Pädagogin, dass bei Menschen mit geringem Einkommen, wie Hartz IV-Empfängern, die politischen Maßnahmen zum Teil nicht greifen.

Nicht zuletzt hat die Steigerung bei der Geburtenzahl im Vest auch Ursachen in der Bevölkerungsentwicklung. „Die Zahl der fruchtbaren Frauen zwischen 26 und 35 Jahren – also bei den Jahrgängen mit der höchsten Geburtenhäufigkeit – ist zurzeit steigend. Das erhöht natürlich die Chance auf mehr Schwangerschaften und Geburten“, erklärt Schoppmeier-Krügener. Ab 2020 sinke diese Anzahl potenzieller Mütter wieder.