Velbert. . Klaus Thielenhaus ist Fahrlehrer für Berufskraftfahrer. Seit 1992 ist er vor Ort mit seiner Schule selbstständig. es ist der einzige Ausbildungsbetrieb im ganzen Kreis.
Das ist Deutschland: Ein Maurer mit der Fahrerlaubnis C darf Steine mit einem Lkw transportieren, wenn er die Steine zur Arbeit benötigt. Befördert er gewerblich die Steine nur von A nach B darf er das mit der Klasse C nicht.
Dieses Beispiel führt Klaus Thielenhaus an, um einen kleinen Einblick in den Fahrerlaubnisdschungel jenseits von 3,5 Tonnen zu geben. „Durch das Verkehrsrecht blickt kaum einer mehr durch“, sagt der Fahrlehrer für Berufskraftfahrer. Der 52-Jährige zeigt anhand eines selbst erstellten Organigramms auf, welche Wege zum Berufskraftfahrer führen. Er hat sich einen Überblick verschafft.
Die alte Klasse 2 schien einfacher. Das bedeutete, über 7,5 Tonnen einen Lkw lenken zu dürfen. Dazu konnte man eine Zusatzqualifikation für Gefahren- oder Tiertransporte machen sowie einen Personenbeförderungschein, um einen Bus lenken zu dürfen.
Will man heute hauptberuflich Lkw- oder Busfahrer werden, benötigt man (natürlich mit Ausnahmen) die Klassen C bzw. D. Danach heißt es bei der IHK noch eine Prüfung abzulegen. Erst nach Bestehen darf man sich als Berufskraftfahrer bewerben. Die Kosten schätzt Thielenhaus, je nachdem welchen Weg jemand einschlägt. auf um die 7500 Euro.
Und das tun nicht sehr viele. Denn der Job ist hart. So, dass mittlerweile dafür geworben werden muss. „Es wird Werbung in Abschlussklassen gemacht“, weiß Thielenhaus zu berichten. „Händeringend werden Fahrer gesucht.“ Allerdings gibt er zu bedenken, dass der Markt sehr sensibel reagiere. Damit spricht er die Wirtschaftskrisen an. „Bei der letzten Krise lag ein Drittel der Flotte still.“ Der Fahrlehrer schätzt allerdings, dass „40 bis 50 Prozent der Fahrer über 50 Jahre alt sind.“
Der Traum von der Straße steht im krassen Gegensatz zum Just-in-time-Druck. Kein Wunder also, dass „Burn-out ein großes Thema geworden ist“. Thielenhaus ergänzt, die Fahrer hätten oft Gewichtsprobleme, würden sich falsch ernähren. Manche rauchten auch zu viel. „Charakterlich müssen die Leute hart im Nehmen sein“, beschreibt der Ausbilder die Brummifahrer. „Ruhe und Gelassenheit braucht man“, für er hinzu. Geografische Kenntnisse seien trotz Zeiten von Navis und Handys von Nöten. Und die Mathematik. Bei dem Gedanken erschaudert er. Haarsträubende Beispiele kennt Klaus Thielenhaus von Menschen, die einfach nicht mehr rechnen können. Für Busfahrer speziell gäbe es noch Training für Konfliktbewältigung: „Die fällt in das Fach Kundenmanagement.“ Sowohl für Bus- als auch für Lkw-Fahrer gilt: „Sie müssen flexibel sein.“
Der Markt ist heiß umkämpft, weshalb Leerfahrten schon lange ausgestorben sind. Heute wird optimiert. Und diese Optimierung geht – wie gesagt – zu Lasten der Fahrer. Der Zeitdruck bleibt beim Mann hinterm Steuer hängen. Fünf Kilometer Stau? Einfach Pech! „Just-in-time“ müssen sie ihre Ware abgeliefert haben. Disponenten planen teilweise halbstündlich die Rampenzeiten für Anlieferungen. Zumindest eine weitere Wartezeit ist dann einzukalkulieren.
„Früher“, erzählt der Fahrlehrer bei Nöckel-Thielenhaus, Manfred Hartfiel, „hat Bus fahren richtig Spaß gemacht“. Man hätte Europa kennengelernt und Spaß mit der Reisegruppe gehabt. Aber „heute wird geschrubbt“. Kilometer würden gemacht. „In 30 Stunden kann man mit zwei Mann etwa 1800 Kilometer machen“, rechnet er vor.
Aber, ergänzt Klaus Thielenhaus: „Wir brauchen den Transport und vor allem richtig qualifizierte Leute dafür!“