Langenberg. . Vor 50 geladenen Gästen erläuterte Dr. Michael Voßkämper im Langenberger Antiquariat „Honnes“, warum er die einzigartige Dante-Buchsammlung seines Onkels der Bücherstadt anvertraut. Unter den gut 40 Werken befinden sich auch Drucke aus dem 15. und 16. Jahrhundert.

So zahlreich waren die Gäste in den engen Räumen des „Honnes“-Antiquariats versammelt, dass Isolde Marx, Vorsitzende des Vereins zur Förderung der Bücherstadt Langenberg mahnte: „Nur bitte nicht lachen, sonst stoßen wir mit den Wangen an die Wände!“ Beste Stimmung im Verein – kein Wunder: Vermachte doch unlängst Dr. Michael Voßkämper, Mediziner in Lindlar, aber ehemaliger Bürger der Stadt, die von seinem Onkel Ernst Knöll gesammelten, nicht nur für Kenner hochinteressanten Ausgaben der „Göttlichen Komödie“ von Dante Alighieri dem Verein. Unter den insgesamt fast 40 Werken finden sich Drucke aus dem 15. und 16. Jahrhundert.

Buchbinder und Restaurator Michael Ronsdorf ist sichtlich bewegt von dieser großzügigen Stiftungsgabe. „Das sind einzigartige Zeugnisse alter Buchkunst, die wir jetzt hier in unseren Räumen beherbergen“, lautet sein Urteil, als er einen der wertvollen Folianten im neu eingerichteten „Dante-Zimmer“ andächtig in Händen hält.

Ein phantastisches Geschenk – aber es macht Sorgen

Es ist ganz zweifellos die Krönung all dessen, was der Verein zur Förderung der Bücherstadt Langenberg seit seiner Gründung erreicht hat – und er straft ebenso zweifellos all jene Lügen, die dem Verein seit seiner Gründung permanent eine völlige Bedeutungslosigkeit attestierten. Nein: Mit dieser Spende Dr. Michael Voßkämpers hat der Bücherstadt-Verein den Olymp aller Antiquare erklommen. Eine Übertreibung? Wohl kaum! Wie wertvoll zumindest ein Teil der 40 Folianten ist, die der Verein jetzt im „Dante-Zimmer“ zeigt, wird schnell deutlich, wenn man im Internet nach ähnlichen Schätzen sucht – vergeblich zumeist. Eine Zahl immerhin war im Netz zu finden: Eine Ausgabe von Dantes „La Divina Comedia“ von 1491 wurde im Internet für über 86 000 Dollar angeboten. Und hier genau beginnt auch das Problem, das der Bücherstadt-Verein nun hat: Wie will er seinen bibliophilen Schatz schützen? Hat man sich am Ende mit dieser Spende nur dauerhaften Ärger und Sorgen eingehandelt? Und: Wäre es am Ende nicht vielleicht doch besser, zugunsten eines Museums zu verzichten, für die Überlassung einen jährlichen Spendenbetrag zu kassieren und im Museum ein Schild zu bekommen, das Besuchern aus aller Welt verrät: „Dauerleihgabe des Vereins zur Förderung der Bücherstadt Langenberg“?

Der Stifter selbst erläuterte dann, warum er die wertvollen Bücher dem Langenberger Verein in Obhut gegeben hat: „Ich hatte mich nach dem Tod meiner Mutter Maria Voßkämper-Knöll, die mit ihrem grünen Hut und ihrem alten Mercedes Alteingesessenen wohl noch bestens bekannt ist, mit den Hinterlassenschaften zu beschäftigen, unter anderem auch mit der Sammlung von Onkel Ernst. Sicher, es gäbe die Möglichkeit, diese Raritäten unter Glas noch weitere 500 Jahre lang ,leben’ zu lassen. Ich möchte aber, dass sie erfahren werden können. Dieses geschichtsträchtige Haus hier schien mir der rechte Ort dafür zu sein.“

Und so können Interessenten – wohl gemerkt nach telefonischer Terminabsprache – tatsächlich, allerdings behandschuht, in diesen antiquarischen Schätzen blättern. „Vielleicht überleben sie dann nicht 500, sondern nur noch 200 Jahre“, so die Vorsitzende des Vereins Isolde Marx, „aber es ist ein lebendiges Erleben möglich.“

Professor Wolfgang Stockmeier, ließ es sich nicht nehmen, auf seine Lieblingsstelle im Text hinzuweisen und auf nachdrückliche Aufforderung selbst vorzulesen – eine Liebesszene und deren für ihn bewegendster Satz: „. . . und an jenem Tage lasen wir nicht weiter . . .“

Ein Mitglied der in Frankfurt ansässigen Deutschen Dante-Gesellschaft war – trotz Zusage – zur Feierstunde nicht erschienen. Vom Vorsitzenden, dem Marburger Professor Dr. Rainer Stiller, erhielt Isolde Marx aber bereits eine Mail „Auf der Dante-Tagung in Münster traf ich mehrere Kollegen, auch Vorstandsmitglieder, die erfreulicherweise schon von Ihrer interessanten Veranstaltung wussten“, schrieb er. Und: „Meines Erachtens wäre es interessant, wenn im Mitteilungsblatt der Dante-Gesellschaft („Il novo giorno“) über Ihre Initiative, speziell die Dante-Sammlung berichtet würde.“

Ein weiteres „Highlight“ des Dante-Zimmers: Zwei Original-Radierungen des Bonner Künstlers Martin Stommel, der zahlreiche Arbeiten auch für die Dante-Gesellschaft ausgestellt hat. Sehr eindrucksvoll führte er aus, was Dantes „Göttliche Komödie“ für ihn als Künstler darstellt: eine „diesseitige Reise durch alle menschlichen Seelenzustände“.