Ältere Menschen sprechen Senioren an: Um sie vor Taschendieben zu warnen, ihnen Tipps für das sichere Verhalten im Straßenverkehr zu geben. Die Polizei schätzt die Arbeit des „Aktionsbündnisses Seniorensicherheit“, das auch auf Wochenmärkten aktiv ist.

Ellen König (74) erlebt es immer wieder. „Die Leute wollen einfach nicht hören, da können Sie sich den Mund fusslig reden. Ich sag immer: Macht die Tür nicht einfach auf, guckt immer erst, wer da ist.“ Sie sagt das gebetsmühlenartig in ihrem Freundeskreis, in ihrem Wohnstift, und manchmal auch zu wildfremden Menschen: Wie letzten Donnerstag, als sie mit Gerda Bruckmann (75) und Annegrete Watzkat (79) auf dem Wochenmarkt „Dienst schob“: Die drei sind „Sicherheitsberaterinnen des Aktionsbündnis Seniorensicherheit (ASS) – und damit eine wichtige Stütze der Polizei.

Senioren beraten Senioren

Polizeihauptkommissar Detlef Friese jedenfalls möchte seine ehrenamtlich tätigen „blauen Damen“ nicht missen, wenn es beim Info-Stand darum geht, Menschen aufzuklären, ihnen Rat zu geben: Darüber, wie sie sicher über die Straße kommen. Auch darüber, dass der Kauf von Bananen nicht mit einem Schreck endet, weil plötzlich das Portemonnaie fehlt. „Wir haben sehr gute Erfahrungen mit dem Modell gemacht. Ältere Menschen lassen sich eher von Ihresgleichen etwas sagen. Einfach, weil die wissen, wovon sie sprechen“, erklärt Hauptkommissar Friese, der das muntere Trio an seiner Seite mit Hilfe der Leitung der evangelischen Begegnungsstätte „Klippe“ rekrutiert hat. Hier finden auch alle drei Monate die Schulungen statt, an denen die Drei fit gemacht werden für ihre Einsätze. Denn die rüstigen Seniorinnen sind ja nicht nur auf dem Wochenmarkt aktiv, sondern können und sollen aufklären, wo immer sie wollen.

Im Kreis Mettmann sind rund 80 Senioren aktiv

Rund 80 ehrenamtliche Senioren sind im ganzen Kreis Mettmann für das Aktionsbündnis Seniorensicherheit (ASS) aktiv. Die ersten Asse kamen 2007 zum Einsatz.

Wer mitmachen möchte: Rüstige Senioren mit etwas Erfahrung im Ehrenamt können sich bei der Kreispolizei Mettmann melden bei Polizeioberkommissarin Silke Maas 02104/ 9825112.

„Bei mir in der Nachbarschaft ist letztens eine ältere, alleinstehende Dame zugezogen, die habe ich auch mal angesprochen. Es sind ja viele Menschen verunsichert, denn es passiert ja viel“, erzählt Gerda Bruckmann, die letzten Donnerstag zum ersten Mal auf dem Wochenmarkt stand und gleich gut zu tun hatte. Vielleicht auch, weil gerade das Thema Taschendiebe hier akut ist. Vor rund sechs Wochen sind gleich drei ältere Leute bestohlen worden, alle an einem Tag. Und so etwas macht Angst. „Ich gehe auf die Leute zu, beginne ein Gespräch“, erläutert die rüstige 75-Jährige. Ihr Tipp: „Man soll das Geld immer in der Innentasche der Jacke tragen, möglichst mit Reißverschluss.“

Davon kann Ellen König ein Lied singen: Nie wird sie den Tag vergessen, als sie in Essen in den Zug stieg. „Jemand stieß mich an, ein anderer junger Mann half mir beim Koffer. Kurz darauf war das Portemonnaie weg, das war vielleicht ein Schock.“ Wer so etwas hört, der passt besser auf , als wenn ein „Jungspund“ mit erhobenem Zeigefinger Vorträge hält.

Wenn das Trio mit seinen blauen Westen auf Wochenmärkten steht, ist immer ein Polizist dabei, der bei Nachfragen zur Verfügung steht. Und eines ist ihnen ganz wichtig: „Wer nicht will, will nicht. Ich belästige niemanden“, betont Gerda Bruckmann. Das hat auch Kollegin Annegrete Watzkat (79) nicht nötig, die bei ihrem ersten Einsatz auf dem Markt gleich mit einer „harten Nuss“ zu tun hatte. „Ein älterer Herr, der wollte partout keine Ratschläge hören, erzählte mir aber sein ganzes Leben.“ Der gute Mann ist 80 Jahre alt und besitzt fünf Motorräder. Und geht hoffentlich nie bei Rot über die Straße, denn dann bekäme er Ärger mit Ellen König: „Ich rufe dann immer: Hallo? Vielleicht farbenblind?“