Neviges. . Der Nevigeser Turnverein bietet in Kooperation mit dem Sahle Wohnungsunternehmen eine spezielle Gymnastik im Sitzen an, die vor allem die Koordination fördert. Der Kurs steht jedem Interessenten offen, man muss kein Sahle-Mieter sein, auch neue Gesichter sind willkommen.

Bein anheben, Rücken strecken, dabei schön den Kopf hochhalten und jetzt mit dem Bein vor und zurück und vor und zurück wippen. Kann das sein? Im Oberschenkel macht sich ein leichtes Zwicken bemerkbar, von gemütlichem Rumlümmeln kann keine Rede sein. Turnen im Sitzen: Ganz schön anstrengend, was die insgesamt acht Damen hier abspulen.

Seit Anfang des Jahres bietet der Nevigeser Turnverein (NTV) in Kooperation mit dem Wohnungsunternehmen Sahle ein Sportprogramm an, das Muskeln trainiert, die Koordination fördert und jeden Mittwoch von 16 bis 17 Uhr gute Laune in den Gemeinschaftsraum der Sahle-Senioren-Anlage an der Werner Buschmann-Straße 14 bringt.

Tennisbälle ticken auf den Boden

„Schön langsam, wir sind hier nicht auf der Flucht“, ruft Corinna Kinnen, „und jetzt das Ganze rückwärts, heben, strecken . . .“ Klar, schön langsam, damit man auch schön lange was hat von dem leichten, aber beharrlichen Ziehen in den Muckis. „Und Sie denken bitte an die lange, gerade Körperhaltung.“

Die beiden Turnerinnen im Rollstuhl halten sich tapfer, schräg gegenüber entfährt einer Seniorin ein herzerweichender Seufzer, sicher auch der Hitze geschuldet, die sich an diesem Nachmittag wie eine Glocke über den Raum legt. „You’re my heart, you’re my soul“, tönt es schmissig aus dem Kassetten-Rekorder, die Tennisbälle werden dazu fröhlich im Takt auf den Boden getickt. „Und was pflücken wir heute? Kirschen oder Äpfel?“ Egal, Hauptsache die Arme schön nach oben strecken und ordentlich greifen. „Und denken Sie an die Gesichtsmuskeln. Sie dürfen lächeln.“

Übungsleiterin Corinna Kinnen weiß, wie ihre Schäfchen ticken, wie sie am besten bei Laune zu halten sind. Gegen Schluss werden noch ein paar jugendfreie Witze erzählt, und schon ist die Stunde wie im Flug vorbei. Dass sich hier nicht etwa nur Menschen mit einem Handicap treffen, dafür ist Dorothea (75) das beste Beispiel. „Ich schwimme eineinhalb Kilometer, mache Nordic Walking, das hier passt mir gut in den Zeitplan. Man muss ja fit bleiben.“ Auch für Olimpia, mit 52 Jahren die Jüngste im Bunde, ist der Mittwochnachmittag fest verplant. „Ich wohne in der Nähe, bin seitdem viel beweglicher.“

Neue Gesichter sind stets Willkommen, man muss auch kein Sahle-Mieter sein. Einmal Schnuppern ist kostenfrei. Wen es dann vor Begeisterung vom Stuhl reißt, muss danach pro Stunde zwei Euro zahlen.