Velbert. . Sabine Bauer unterrichtet am Berufskolleg Niederberg in Velbert das Fach „Glück“. Dabei geht es vor allem darum, dass sich Schüler ihrer Stärken bewusst werden sowie Schwächen erkennen und ins Positive wenden.
Wenn wir ehrlich sind, dann haben wir alle schon einmal den Ausdruck „Du hattest ganz schön Glück“ gebraucht. Doch wann hat jemand besonders viel Glück? Ist man gleichzeitig auch glücklich? Sabine Bauer kennt sich mit dem Thema aus. Am Berufskolleg Niederberg – auch sympathisch der Zitronenbunker genannt – vermittelt sie derzeit in drei Klassen einmal wöchentlich Techniken, die den Schülern im Alltag zu mehr Glück verhelfen sollen.
„Happy“ läuft im Hintergrund
„Zuerst muss ich klarstellen, dass es sich nicht um Zufallsglück handelt. Das kann man nicht beeinflussen“, betont Lehrerin Sabine Bauer. „Was ich mit den Schülern erarbeite ist ein Weg, vermeintlich negative Dinge ins Positive zu kehren und somit glücklich zu werden“, erklärt sie. Doch wie kann ich „glücklich sein“ erlernen, wenn es in meinem Leben gerade alles andere als rosig läuft?
Hier ein Beispiel aus dem Unterricht aus der 11. Klasse des Berufskollegs Niederberg. Moussa hat ein großes Ziel: Er wäre gerne Wirtschaftsingenieur. Für dieses Ziel muss er neben einem erfolgreichen Schulabschluss noch einiges tun, das weiß er selbst. Sabine Bauer bittet den 17-Jährigen auf einer Skala einzutragen, wo er sich auf seinem Weg sieht. „Da ich erst am Anfang bin, würde ich sagen eine drei. Den Realschulabschluss habe ich ja schon und bald auch mein Fachabi“, zögert Moussa ein bisschen. „Welche deiner positiven Eigenschaften kannst du dir zu Nutze machen, um dein Ziel zu erreichen?“, fragt Sabine Bauer. „Auf jeden Fall Fleiß, Zielstrebigkeit, Geduld und Ausdauer“, antwortet der Schüler. Jede dieser Stärken wird von einem Mitschüler symbolisiert, die Moussa in die Skala einbettet. In einem persönlichen Gespräch mit „seinen Stärken“ fragt er, wie sie ihm auf seinem noch langen Weg behilflich sein können.
„Das hat mir wirklich sehr geholfen“, sagt Moussa nach der Übung. „Mit meinen Stärken direkt vor Augen fühle ich mich wesentlich sicherer“, ergänzt der 17-Jährige.
Und genau das ist das Prinzip des Unterrichtsfachs „Glück“. „Immer seine Stärken vor Augen zu haben und zu wissen, wie man diese Ressourcen nutzt, macht auf Dauer glücklich“, sagt Sabine Bauer. Und damit die Schüler überhaupt wissen, was sie selbst ausmacht, schreiben sie in einer Gruppenübung die Stärken der Mitschüler auf ein am Rücken angeheftetes Plakat. Im Hintergrund läuft das momentan wohl meist gespielte Lied – „Happy“ von Pharrell Williams – für die gute Laune natürlich. „Vieles war mir gar nicht bewusst“, staunt Sylvia, als sie die positiven Begriffe liest und strahlt übers ganze Gesicht.
Natürlich werden auch die Schwächen unter die Lupe genommen. Sabine Bauer erklärt den Schülern, dass vermeintliche Schwächen nicht immer welche sein müssen. Es komme darauf an, immer zu versuchen etwas Positives aus ihnen zu ziehen. „Wenn jemand bei der Lösung einer Aufgabe wesentlich länger braucht als alle anderen, dann muss das nicht schlecht sein. Positiv gesehen bedeutet es, dass die Person sorgfältiger und gewissenhafter arbeitet“, so die Lehrerin, die neben Glück auch Spanisch und Englisch am Berufskolleg unterrichtet.
Eineinhalb Jahre hat sich Sabine Bauer in Heidelberg fortbilden lassen. Primär geht es darum, Lebenskompetenz, Lebensfreude und Persönlichkeitsentwicklung zu fördern und diese auch im Schulalltag zu realisieren. Die Schüler danken es ihr. „Ich habe wirklich viel gelernt. Kleine Entspannungsübungen helfen mir vor Klausuren runter zu kommen. Auch im Alltag merke ich, dass ich wesentlich zuversichtlicher und glücklicher bin“, sagt Sandra (17).