Langenberg. . Vor 51 Jahren dachten zunächst alle in Langenberg an einen Aprilscherz. Doch dann begannen die Bauarbeiten für die ZDF-Sendeanlage auf dem Hordtberg tatsächlich. Und ein honoriger Bürger quittierte die Baumaßnahme mit seinem Rücktritt als Verkehrsvereins-Vorsitzender.

Am 1. April 1963 machte ein Aprilscherz in Langenberg die Runde. In seiner Kolumne „Rond öm de olle Kerke“ schrieb der Chronist der WAZ: „Aprel, Aprel, dat hädd die Öwerschreft van minne Vertellkes van vörgen Samstag sien können. Eck sieh öwertücht, datt de mehrschten van Önk dat ouk gemerkt hant, awer nich alle, denn eck weit ganz genau, datt Lüdd am Mondag nomidag op de Hordt wohren, öm tutukieken, wie denn nu de Antennenmast op de Bismarckstorm dropgeschtold word. Awer nix is passiert“.

Was sich hochdeutsch dann so las: „April, April, das hätte die Überschrift von meiner Erzählung vom vergangenen Samstag sein können. Ich bin überzeugt, dass die meisten von Euch das auch gemerkt hätten, aber nicht alle, denn ich weiß ganz genau, dass Leute am Montagmittag auf der Hordt waren, um zu zusehen, wie denn nun der Antennenmast auf dem Bismarckturm aufgestellt wurde. Aber nichts ist passiert.“

ZDF ging am 1. April 1963 „auf Sendung“

In der Woche darauf aber wurden die bautechnischen Arbeiten für den Empfang des ZDF auf dem Bismarckturm des Hordtbergs dann tatsächlich geschaffen. Am 1. April 1963 begann das ZDF mit der Ausstrahlung seines Programms. Doch nicht überall in Deutschland war es zu empfangen. Auch in Langenberg mussten erst die Voraussetzungen durch die Bundespost geschaffen werden. Auf dem Bismarckturm fanden die Techniker die besten Voraussetzungen, um eine Antenne zu installieren.

Ungesichert in schwindelnder Höhe

Zunächst wurde der Turm eingerüstet. „Bei der Kälte und ständig starkem Wind war das manchmal problematisch,“ erinnert sich Nils Bast, der als junger Mann für den Transport des Materials zur Turmspitze verantwortlich war. In ungewohnt luftiger Höhe von 28 Metern arbeitete, für heutige Begriffe undenkbar, ungesichert sein Halbbruder Bernhard Vetter. „Zuerst bauten wir die Feuerschale ab, dann wurden Träger drei Meter tiefer eingesetzt und danach wurde die Decke mit einem Loch für das Stahlrohr eingeschalt“, erklärt der Baufachmann. Das Rohr wurde später von einem Autokran, der einen Ausleger von 56 Metern besaß, eingesetzt. „Das war schon ein Meisterstück, den 13,2 Meter langem und 700 kg schweren Stahlrohrmast einzusetzen,“ lobte posthum Vetter den Kranführer, der per Funk vom Turm über die Aktion informiert und eingewiesen wurde. „Es war übrigens der zweite große Kranwagen – der erste war auf dem Weg zum Hordtberg im Wald hängen geblieben“, erinnert sich Vetter, der mit Nils Bast zu den einzigen noch lebenden Handwerkern gehört, die am Projekt mitarbeiteten.

Richtfest wurde im „Haus Ännchen“ gefeiert

1963 wurde im „Haus Annchen“ zünftig Richtfest gefeiert. Und einige Zeit später konnten auch die Langenberger nach Einbau der Antennenanlage durch die Rundfunktechniker das Zweite Deutsche Fernsehen empfangen.