Velbert. . Zu Gast bei der WAZ: Jürgen Buchholz, der neu gewählte Superintendent des Kirchenkreises Niederberg. Die zugehörigen Gemeinden verlieren alljährlich insgesamt rund 1000 Mitglieder. Buchholz will Moderator und Impulsgeber sein.

Die Kreissynode Niederberg hat Jürgen Buchholz zum Superintendenten des ev. Kirchenkreises und somit zum Nachfolger von Rolf Breitbarth gewählt, der in Pension geht. Buchholz (55) hat eine Funktionspfarrstelle für Seelsorge in der Bergischen Diakonie Aprath. Seine Amtszeit beginnt im Juli mit einem Einführungsgottesdienst. WAZ-Re dakteur Klaus Kahle sprach mit ihm über sein neues Amt.

Welches ist die größte Herausforderung im Kirchenkreis?

Buchholz: Das ist das Umgehen mit dem Weniger. Z. B. weniger Ressourcen, weniger Menschen auf beiden Seiten des Altars. Hier gilt es, darin neue Chancen und Möglichkeiten zu entdecken.

Auch die rheinische Landeskirche ist in Not; die Ressourcen werden knapper. Haben Sie noch Gestaltungsspielraum?

Von den aktuellen Sparbemühungen auf landeskirchlicher Ebene sind wir allenfalls mittelbar betroffen. Uns beschäftigt der demografische Wandel. Wir verlieren Jahr für Jahr gut 1000 Mitglieder.

Superintendent bedeutet wörtlich „Aufseher“. Sehen Sie Ihre Rolle selbst auch so?

Nein. Ich sehe mich mehr als Moderator und Impulsgeber, und ich möchte mehr gestalten statt zu verwalten.

Der Kirchenkreis kann ja traditionell den Gemeinden wenig vorschreiben. Ist diese Konstruktion noch zeitgemäß?

Es ist einiges in Fluss geraten. Die Gemeinden fragen häufiger nach Unterstützung und Kooperation, die Verwaltung ist zentralisiert, und die Gemeinden arbeiten bei ihren Planstellen zusammen.

Welche Akzente wollen Sie in Ihrer Amtszeit setzen?

Ich möchte nicht, dass es heißt „meine Gemeinde“ oder „mein Bezirk“. Mir ist daran gelegen, dass wir Kirche auch ganz praktisch auch im Bezug auf gesellschaftliche Fragen leben. Wir wollen die Kitas und die ev. Beratungsstelle erhalten und unsere Arbeit im Bereich der Diakonie gemeinsam mit der Bergischen Diakonie Aprath weiter führen.

Welche Rolle spielt die
Politik?

Da gibt es sehr viel Gemeinsamkeiten, zumal im Bereich der Sozialarbeit.

Und welchen Stellenwert hat die Ökumene?

In meinem Berufsalltag als Seelsorger spielen konfessionelle Unterschiede eigentlich keine Rolle. Da höre ich oft den Satz „Wir haben doch alle den gleichen Herrgott“. Uns verbindet doch viel mehr, als uns trennt.

Immer weniger Menschen haben eine Bindung an die Kirche bzw. ihre Gemeinde. Steht am Ende dieses Prozesses völlige Bedeutungslosigkeit?

Bedeutungslosigkeit auf keinen Fall. Das Schöne an Kirche ist ja, dass wir uns anstrengen, alles richtig oder auch Fehler machen können – wir haben es ja nie allein in der Hand. Es kommt immer auf den Segen Gottes an.

Die Wiederauferstehung ist für den christlichen Glauben von zentraler Bedeutung. Warum steht das Osterfest so sehr hinter Weihnachten zurück?

So ist es in der Tat. Aber Ostern ist das Fest des Lebens. Und in den Gemeinden tun wir vieles, um das den Menschen nahe zu bringen. Wir feiern z. B. Osternächte und besondere Gottesdienste.

Und was machen Sie persönlich an Ostern?

Zumindest Ostersonntag arbeite ich und vertrete einen Kollegen, der sich beim Fußballspielen den Fuß gebrochen hat. Tags zuvor wird mein Schwiegervater 86, da feiert dann die ganze Familie zusammen.