Velbert. . Werner Schuhmacher Conrad, Leiter des Velberter Nikolaus-Ehlen-Gymnasiums, und Markus Ueberholz, Schulleiter am Gymnasium Langenberg, sprechen sich gegen die Wiedereinführung des Abiturs nach neun Jahren aus. Das würde mehr Unruhe bringen als Nutzen. Die Politik will die Lehrpläne „entschlacken“.

G8 – das steht bis heute für Turboabitur, für lange Nachmittage im Klassenzimmer, für Pauken bis zur Dämmerung, für Überforderung und vollgestopfte Lehrpläne. Die Schuluhren sollen deshalb an vielen Orten wieder langsamer gehen: Immer mehr Bundesländer lassen wieder G9 zu. 2010 stellte die rot-grüne Landesregierung allen rund 630 Gymnasien in NRW frei, nach Absprache mit Eltern, Schülern und Lehrern wieder zu G9 zurückzukehren. In Velbert überwiegt die Befürchtung, das Hin und Her bringe mehr Unruhe als Nutzen.

„Ich halte eine Rückkehr zum G9-Modell nicht für sinnvoll. Ein neues Schulsystem braucht Zeit und es ist vernünftig, G8 gezielt weiterzuentwickeln, anstatt es wieder abzuschaffen“, spricht sich Werner Schuhmacher-Conrad, Schulleiter am Nikolaus-Ehlen-Gymnasium (NEG), positiv für G8 aus. „Wenn man die Stundenzahl abspeckt und weniger Kurse in den Nachmittag fallen, dann wird das System auch auf mehr Akzeptanz stoßen“, ist sich der Schulleiter sicher. Bisher liegt die Vorgabe für Oberstufenschüler bei 34 Wochenstunden.

Politik will G8 optimieren

„Das Thema, ob wir zu G8 zurückkehren, ist erst einmal vom Tisch“, spricht auch Markus Ueberholz, Schulleiter am Gymnasium Langenberg, klare Worte. „Die Umstellung zu G8 haben wir gerade durchlaufen, das Ganze war mit einem enormen Aufwand verbunden. Jetzt wieder G9 einzuführen, wäre ein großer Schritt zurück“, sagt Ueberholz. Er meint: „In Düsseldorf ist man gewillt, die Lehrpläne zu entschlacken und die Belastung zu reduzieren.“

Das deckt sich mit der Meinung der nordrhein-westfälischen Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne): „Man kann nicht alle paar Jahre das ganze System auf den Kopf stellen. Zu einer guten Schulpolitik gehört auch Verlässlichkeit.“ Sie setzt ganz darauf, G8 zu optimieren. Unter anderem gibt es in Nordrhein-Westfalen neue Lehrplanformate, in denen nicht mehr bis ins Detail vorgegeben wird, welche Themen durchgenommen werden müssen. Der Kernlehrplan im Fach Deutsch zum Beispiel umfasst statt früher 80 heute nur noch 40 Seiten.

Aber welches System ist denn jetzt „besser“ – G8 oder G9? „Eine schwierige Frage“, findet Schulleiter Markus Ueberholz. „Ich denke das liegt sehr viel am Schüler selbst. Manche Schüler marschieren mühelos die Laufbahn im G8-System durch, andere dagegen haben damit große Schwierigkeiten. Aber die hätten wahrscheinlich auch Probleme im G9-System. Fakt ist: Die zeitliche Belastung bei G8 ist höher. Aber wer sein Abitur in neun Jahren machen möchte, der kann ja immer noch eine Gesamtschule besuchen.“