Velbert. . In NRW gehen 70 Prozent aller Studenten neben dem Studium auch arbeiten – so viele, wie in keinem anderen Bundesland. Eigener Verdienst ist auch den meisten Studenten aus Velbert wichtig, etwa um unabhängiger von ihren Eltern zu sein. Autos, Klamotten und Freizeit werden auch in der Regel selbst finanziert.

In keinem anderen Bundesland gehen so viele Studenten neben dem Studium auch arbeiten wie in NRW. Ganze 70 Prozent verdienen ihr eigenes Geld. Oft stocken sie damit die Unterstützung auf, die sie von ihren Eltern bekommen. Die WAZ hat Velberter Studenten nach ihrem Alltag befragt.

Die siebzehnjährige Anna Wortberg hat sich bewusst ihren Stundenplan so gelegt, dass sie zwei freie Tage zum Arbeiten hat. „Ich besuche an drei Tagen drei Vorlesungen hintereinander und unterstütze an zwei Tagen meine Eltern in ihrem Selbstbedienungsrestaurant“, erklärt die Studentin der angewandten Sprachwissenschaft. Weil sie noch zu Hause wohnt, kann sie ihren Verdienst sparen. „Ich kaufe aber auch meine Klamotten von meinem Geld.“ Besonders schlimm findet sie die Doppelbelastung Uni und Arbeit nicht: „Ich möchte mein eigenes Geld haben, was leisten und niemandem etwas schulden.“

Job als Ausgleich zum Studium

Weil Linus Glanemann nach Mathe- oder Physik-Doppelstunden eine Pause braucht, besucht er meistens zwei Vorlesungen und eine Übung an seinen Unitagen. Bei dem Physikstudenten gibt es zwar – wie bei vielen anderen Studiengängen – keine Anwesenheitspflicht, dennoch weiß er, warum er fast täglich den Weg nach Bochum auf sich nimmt: „Es ist schon wichtig, da zu sein, sonst kann man den Stoff nicht schaffen.“ Trotz Studienengagement arbeitet er in seiner freien Zeit ehrenamtlich bei den Jusos. „Ich war erst hier im Ortsverein und bin jetzt in der Bochumer Uni aktiv.“ Damit verbunden ist auch die Hoffnung, durch sein Engagement ein Stipendium zu erhalten. „Gut studieren zu können und gleichzeitig etwas für die Gesellschaft zu tun, wäre ideal.“ Die Unterstützung könnte er auch gebrauchen, weil er darüber nachdenkt, das Zuhause bei seiner Mutter zu verlassen, um nach Bochum zu ziehen. „Langfristig ist das Pendeln von Velbert zur Uni sicher nicht ideal.“ Richtig gerne arbeitet auch Tatjana Otto: „Für mich ist der Job ein guter Ausgleich zu meinem Studium, außerdem möchte ich nicht meinen Eltern auf der Tasche liegen.“ Die Zwanzigjährige Zweifach-Bachelor-Studentin weiß, dass Studium und Job schon anstrengend sein können. „Besonders, wenn man im Prüfungsstress ist. Ich hab aber Glück, weil bei meinem Promotionjob nur Studenten arbeiten. Da versteht jeder, wenn man nicht arbeiten kann, weil man für die Prüfungen lernt.“ Sie sei gerne unter Menschen, „darum nutze ich mein Geld, um Essen zu gehen oder mal ins Kino. Wenn ich demnächst ausziehe, werde ich noch mehr arbeiten.“