Velbert. . Bedrohung für einen ganzen Berufszweig: Wer heute noch als Geburtshelferin arbeiten möchte, der muss im Jahr mehrere tausend Euro an Versicherung zahlen. Zudem ist die Entlohnung gering. Warum sie ihren Beruf trotzdem lieben, erzählen Melanie Häckel und Christel Schneppensief vom Klinikum Niederberg

Ein Baby auf die Welt zu bringen: Das ist ein Glücksmoment für Mütter und werdende Väter. Auch für die Hebammen ist es meist ein schönes Gefühl. Doch die äußeren Bedingungen machen es vielen Hebammen schwer, ihren Beruf noch auszuüben. Betroffen sind auch Hebammen vor Ort.

„Es spielt keine Rolle, ob die Geburt zu Hause oder im Vertragskreißsaal stattfindet, wobei eine Geburt in der Klinik weniger risikoreich ist“, erklärt Melanie Häckel, Leiterin der Hebammenstation im Klinikum Niederberg: Die Berufshaftpflichtversicherungen lässt sich das Risiko bezahlen. So muss eine Beleghebamme derzeit mehr als 5000 Euro für ihre Haftpflicht im Jahr berappen, wenn sie Frauen dabei helfen möchte, ihre Kinder zur Welt zu bringen. Die nächste Erhöhung um rund 20 Prozent kommt im Juli, eine weitere ist für 2015 prognostiziert – eine finazielle Belastung, die einen ganzen Berufszweig bedroht. Häckel bietet Frauen neben ihrer Teilzeitanstellung deswegen zusätzlich die Nachsorge an.

Die Hektik bleibt draußen

Stress und Besinnung liegen in ihrem Beruf nah beeinander. Der exzellente Ruf des hebammengeleiteten Kreißsaals des Klinikums ist längst weit über die Stadtgrenzen bekannt. Wer hier sein Baby entbinden möchte, kann das Bild von Hektik bei Hochbetrieb aus seinem Kopf verbannen. In vier Kreissälen versuchen die Geburtshelferinnen den Gebärenden auf Augenhöhe zu begegnen und dafür zu sorgen, dass auch bei Hochbetrieb die Hektik draußen bleibt.

„Geburten sind und bleiben unberechenbar. Aber meistens kommen sie alle auf einmal“, scherzt Häckel. Da spricht die 23-jährige Erfahrung aus ihr. „Bei zunehmendem Mond oder, wenn das Wetter umschwingt, kommen mehr Frauen zu uns.“

Bei hohem Arbeitsaufkommen bleibe manchmal noch nicht einmal Zeit, um sich zu setzen oder einen Schluck Wasser zu trinken, so Christel Schneppensief, die ebenfalls angestellt ist. Sie hat zwölf Jahre neben ihrer Teilzeitanstellung im Klinikum als Nachsorgehebamme gearbeitet. „75 Prozent unserer Kolleginnen arbeiten auch freiberuflich und müssen sich dementsprechend selbst versichern“, erklärt sie. Neben der Haftpflicht kommen auch noch Kosten für den Computer, die Software, Berufsgenossenschaft und Rentenversicherung hinzu.

Trotz all des Stresses, der Verantwortung und auch des geringen Lohns wissen die beiden Geburtshelferinnen, weshalb die Frauen die Arbeit der Hebammen schätzen: „Uns ist ein respektvoller, zugewandter Umgang mit der werdenden Mutter wichtig und wir wissen, wie wir sie kompetent und einfühlsam betreuen können.“

Warum es immer noch Nachwuchs im Ausbildungsberuf und im neuen Studiengang zur Hebamme gibt? „Viele sind mit Idealismus dabei und wollen es schon ganz lange.“ Und da gibt es neben dem Gehalt noch einen ganz anderen Lohn- die Dankbarkeit und das überschwängliche Glück der frischgebackenen Eltern.