Neviges. . In zwei Telefonzellen bietet der Verein „S.O.S-Team e.V“ den Bürgern in Nevigester kostenlosen Lesespaß. Rund 38.000 Bücher sind registriert. Sie werden von den Mitarbeitern sorgsam gehegt und gepflegt, was die Bürger schätzen.

Erika Wolf aus Heiligenhaus hat die beiden Telefonzellen am Busbahnhof eher zufällig entdeckt. Und sie ist schwer begeistert: „Ich finde das ganz toll. Nächste Woche, wenn ich wieder hier bin, bringe ich auf jeden Fall etwas mit.“ Und zwar Bücher für „Lesbar“, eines der vielen Projekte des Vereins „S.O.S-Team e.V“ mit Sitz Auf der Beek.

Bücher mitnehmen, lesen, dafür andere mitbringen – letzteres begrüßt der Verein, muss aber nicht unbedingt sein. Seit mehr als zwei Jahren machen viele Nevigeser gern an den beiden Telefonzellen Halt, zu ihnen gehört ab sofort auch Erika Wolf. „Ich kenne das wohl von uns aus Heiligenhaus und auch aus Ratingen, aber da sieht das alles viel schmuddeliger aus.“ Und so wanderten „zwei Konsaliks für mich“ und ein Kinderbuch „Wir lernen die Uhr“ in ihren Stoffbeutel. In Reih und Glied stehen rund 900 Krimis, Liebesromane und Kinderbücher nebeneinander – und alles in „hervorragendem Zustand“, wie Erika Wolf betont. Das ist für Hans-Peter Schwarz Ehrensache. Zusammen mit zwei Kollegen sieht der Mitarbeiter des S.O.S-Teams regelmäßig in den Telefonzellen, die aus Velberts Partnerstädten Corby und Châtellerault stammen und früher auf dem Forumsplatz in Velbert-Mitte standen, nach dem Rechten. „Wenn etwas abgegeben wurde, nehme ich die Bücher mit, putze die Umschläge und achte darauf, welche Titel schon länger drin stehen.“ Jene Ladenhüter werden aussortiert, die Lücken mit „frischer Ware“ gefüllt.

Beim Einkaufen auch nach neuen Schmökern gucken

Das SOS-Team und die Bücher, hier mit Hans-Peter Schwarz in Velbert Neviges.
Das SOS-Team und die Bücher, hier mit Hans-Peter Schwarz in Velbert Neviges. © WAZ FotoPool

Ein System, das viele Stammkunden hat. So versorgt sich Heide Franz gern in der Einkaufspause mit neuen Schmökern. Und Leo, der seinen Nachnamen nicht in der Zeitung lesen möchte, schaut sogar zwei Mal in der Woche vorbei. Diesmal nimmt er nur ein Witzbuch mit. „Die schicke ich manchmal bei der Zeitung ein. Sonst gucke ich, was mich interessiert“.

Dass „Lesbar“ so gut angenommen wird, freut Carola Schröder und Michael Adler, die seit Jahren das S.O.S Team mit viel Herzblut und Engagement leiten, natürlich sehr. Satte 38 000 Bücher haben sie seit 2011 registriert. Wie die Telefonzellen, so ist auch ihr Bücherkeller bestens in Schuss. Meterlang reihen sich „Tier und Natur“ neben „Gesundheit und Wellness“, nicht zu vergessen „Humor“, wie es auf den Etiketten an den Regalen steht.

System funktioniert - bis auf wenige Ausnahmen - gut

Viele Spender geben ihre Bücher auch in den Vereinsräumen in der Beek gleich kistenweise ab. „Stehen Widmungen drin, werden die entfernt, genauso wie Namen. Dann bekommt jedes Buch einen Stempel“, so Carola Schröder. Bis auf ganz wenige schwarze Schafe, die sich in den Telefonzellen dreisterweise ganze Reihen voll einstecken, funktioniere das System prima. Was auch daran liege, dass viele Nevigeser auf ihre „Lesbar“ aufpassen: Neben den Taxifahrern am Busbahnhof haben auch Vertreter des Bürgervereins Hardenberg-Neviges als Paten des Projektes ein Auge auf „Lesbar“. Was Carola Schröder prima findet: „Ich lese selbst für mein Leben gern, Bücher sind etwas Herrliches.“