Velbert. . Über den Messenger-Dienst WhatsApp erhielt eine elfjährige Schülerin aus Velbert einen Kettenbrief, in dem sie mit dem Tod bedroht wurde. Die Polizei geht solchen Fällen nach, rät aber den Opfern, solche Briefe nicht ernst zu nehmen.

Ein vertrautes Vibrieren, ein wohliges Gefühl im Bauch: Meine beste Freundin hat getextet, dachte sich Mathilda* und öffnete WhatsApp auf ihrem Handy. Doch was sie da lesen musste, ließ sie erschaudern. „Mathilda kam völlig aufgelöst ins Wohnzimmer gelaufen und hat ihren Kopf im Sofa unter den Kissen vergraben“, erzählt Mutter Susanne L. Und weiter: ,,Als sie mir die Nachricht zeigte, war ich total geschockt.“

Einschüchternde Nachricht

„Wenn Du diesen Kettenbrief nicht mindestens an 20 Leute weiterschickst, wirst Du mich heute Nacht um 24 Uhr in Deinem Zimmer finden. (...)Ich sehe schrecklich gruselig aus, (...) ich werde dich mit Messern bewerfen, und genau da könnte es tödlich enden für Dich“, besagt der elektronische Brief, der über den populären Messenger-Dienst von einem anonymen Absender an Mathilda weitergeleitet wurde – nur eine der einschüchternden Passagen. „Du wirst verbluten. Ich werde Dein Blut trinken, Deine Knochen aufessen“, heißt es an anderer Stelle.

Frank Bons ist Opferschutzbeauftragter

Herr Bons, wie sollten sich Opfer verhalten, die einen gruseligen Kettenbrief bekommen?

Am besten sollte man die Nachricht sofort löschen. Was da drin steht, stimmt sowieso nicht und dient nur dazu, das Opfer einzuschüchtern. Man sollte auch gar nicht weiter darüber nachdenken, denn der Inhalt solcher Nachrichten ist purer Unsinn. Auf keinen Fall sollte man so eine Nachricht weiterleiten. Dann macht man genau das, was der Absender will.

Warum verschicken Leute solche Briefe?

Die wollen sich wichtig machen. Das ist genau wie mit Virenschreibern oder Hackern: In bestimmten Kreisen gilt es als cool, wenn man besonders viele Opfer einschüchtert. Das wird dann als Anerkennung verbucht. Darum kommt man diesen Leuten auch am besten bei, wenn man sie ignoriert und die Briefe nicht weiterschickt. Denn das ist genau das, was sie nicht wollen.

Gibt es denn eine Chance, diese Täter zu fassen?

Wir bewegen uns hier in einer strafrechtlichen Grauzone. Darum ist es schwierig, an diese Leute heranzukommen.

Sind solche Kettenbriefe neu?

Nein, die kennen wir seit Ewigkeiten. Aufgrund des Internets ist es heute nur leichter, sie zu verbreiten.

„Ich wollte den Brief löschen“, erzählt Mathildas Mutter. ,,Aber dann fiel mir ein, dass es besser wäre, damit zur Polizei zu gehen.“ Der sind diese Art von Kettenbriefen durchaus vertraut. „Dieses Format ist uns nicht neu, das hat es immer gegeben, früher in Papierform, und heute kommt es eben als Email oder als Nachricht über einen Messenger“, sagt Frank Hennigfeld, Sprecher der Polizei im Kreis Mettmann. „Man sollte das anzeigen, das geschieht bei uns zurzeit etwa zwei bis drei Mal im Monat, dass solche Fälle gemeldet werden.“

Dass die Betroffenen geschockt sind, kann Hennigfeld nachvollziehen: „Die Qualität dieser Formulierungen, das ist schon extrem“, räumt er ein. Meist, so der Polizeisprecher, kämen solche Nachrichten aus dem Umfeld derjenigen, die sie erhalten. „Die Absender verstehen das als Scherz. Natürlich ist es für die Betroffenen sehr ernst, vor allem, wenn es sich, wie in diesem Fall, um Kinder handelt.“

Man habe bei der Polizei Mettmann einen Spezialisten, der sich mit dieser Art von Kriminalität beschäftige, auch in Schulen gehe und aufkläre. „Im weitesten Sinne ist das ja Internetkriminalität.“ Hennigfeld rät den Betroffenen, diese Briefe nicht zu beachten, sondern sofort zu löschen. „Auch wenn das schwer fällt: Sowas darf man nicht ernst nehmen, denn was in den Briefen steht, stimmt nicht.“

Für Mathilda aber sei es nicht leicht, Abstand zu finden, sagt ihre Mutter. „Letzte Nacht hat sie kaum geschlafen. Der Brief hat sie gequält.“ * Name geändert