Neviges. . Die Krippe im Dom zu Neviges mit ihren beinahe lebenshohen Figuren bestaunen auch nach Weihnachten täglich viele Menschen. Die Tiere schnitzte ein Franziskanerbruder und Meisterschüler von Joseph Beuys. Ab dem 19. Januar wird sie abgebaut.
Diese Farben. Diese gedämpfte, ruhige Atmosphäre. Die drei Weisen, sie scheinen geradezu herauszutreten aus ihrem geheimnisvollen Land. Hingewandt dem Jesuskind, das in leuchtendes Weiß getaucht ist. Es ist eine ganz besondere Weihnachtskrippe, die die Franziskaner jedes Jahr hinter dem Altar aufstellen. Auf jenem Podest, das ab nächster Woche auch gern von Chören benutzt wird. Eine besondere Krippe, nicht nur auf Grund ihrer Größe.
Ein Teller mit Süßigkeiten für Kinder
Ein Josef, der Knie und Hüfte ganz locker bewegen kann, Hirten, die wahlweise sitzen oder stehen können. Schafe und Esel, geschaffen von einem Meisterschüler des weltbekannten Künstlers Josef Beuys. Wer kann so etwas schon bieten? „Ja, es kommen jeden Tag Menschen hier her, vor allem natürlich Kinder, die sind immer ganz begeistert“, weiß Bruder Peter. Auch in jüngster Zeit haben wohl viele kleine Besucher den Weg in den Dom gefunden: Die Süßigkeiten auf dem Weihnachtsteller am Rande der Krippe sind fast alle verputzt. Was die Franziskaner unter der Regie von Bruder Othmar jedes Jahr liebevoll in Szene setzen und Anfang nächster Woche mit Sorgfalt abbauen, gefällt auch Bruder Peter selbst: „ Das sind keine verspielten Figürchen. Die Gottesmutter hat ein eher herbes Gesicht. Das passt wunderbar zu diesem Bau, zu dem harten Beton des Domes.“
Und so ist es ein Segen, dass im Jahr 1952/1953 im Missionsmuseum der Franziskaner – hier steht heute das Pilgerhaus – der damalige Kaplan Pater Burkhard mit dem Feinmechaniker Hobby-Schnitzer Heinrich Dattenberg ins Gespräch kam. Schnell wurde die Idee einer Krippe geboren. Auch die Frage des Materials war nicht schwer zu klären. Im Schloss gab es einige Eichenbalken, die ursprünglich von den Pfadfindern als Sitzgelegenheit genutzt wurden. Als die dann neue Stühle bekamen, legte Dattenberg los: Als erste waren waren, so muss es sein, Maria, Josef und das Jesuskind fertig, dann folgten die Heiligen Drei Könige. Heinrich Dattenberg schnitzte Hände, Köpfe und Beine, der damalige Küster und Hausmeister Bruder Alex baute als gelernter Schreiner die beweglichen Figurengestelle. Die Krippe war fast perfekt. Fast, weil es erst noch keine Tiere gab. Schafe, Esel und Rind wiederum schnitzte nach Vermittlung Pater Laurentius aus der Pfalz, Kunstlehrer und Meisterschüler von Joseph Beuys. Am Anfang stand die Krippe in der Pfarrkirche, 1973 zog sie dann um in den Dom. Auf Heinrich Dattenberg kam übrigens später noch einmal Arbeit zu: Er musste ein neues Jesuskind schnitzen. Das alte ist nach einem Diebstahl zwar wieder aufgetaucht, aber in sehr schlechtem Zustand. Kein Einzelfall, wie Bruder Peter weiß: So wussten sich die Ordensbrüder in Mönchengladbach jüngst nicht anders zu helfen, als das Jesuskind in der Krippe festzuschrauben.