Neviges. . Die Technischen Betriebe wollen sie abreißen, das LVR-Amt für Denkmalpflege will die Stadthalle auf die Denkmalliste setzen. Über die Gründe sprach Redakteurin Kathrin Melliwa mit Oberbaurätin Dr. Elke Janßen-Schnabel.

Was passiert mit der alten Stadthalle an der Wilhelmstraße? Die Technischen Betriebe Velbert möchten sie abreißen. Doch da haben die Planer die Rechnung ohne das LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland gemacht, das das 1930 fertiggestellte Gebäude als denkmalwürdig ansieht. WAZ-Redakteurin Kathrin Melliwa sprach mit Landesoberbaurätin Dr. Elke Janßen-Schnabel, die das Gutachten erstellte.

Wie kam es, dass die Akte Stadthalle überhaupt im Amt für Denkmalpflege landete?

Dr. Elke Janßen-Schnabel: Die Stadthalle liegt innerhalb des historischen Ortskerns, der per Denkmalbereichssatzung besonders geschützt ist. Das Denkmalamt muss dann bei jeglichen Veränderungen, die in diesem Bereich vorgesehen sind, gehört werden.

Das alles geschah im Sommer und Herbst 2013. War Ihnen das Thema Stadthalle da schon vertraut?

Wir haben uns schon 1993 damit befasst, im Rahmen des Gutachtens zum Denkmalbereich „Ortskern Neviges“. In meinem Gutachten habe ich bereits damals festgehalten, dass die Stadthalle historisch erhaltenswert ist.

Wie kamen Sie zu diesem Ergebnis?

Da gibt es mehrere Ansatzpunkte, zum Beispiel die Frage der Ortsentwicklung. Neviges gehört ja zu den Städten mit der für das Bergische Land typischen mittelalterlichen Siedlungsstruktur des befestigten Kirchhügels. An den Ausfahrtstraßen kann man die weitere Ortsentwicklung ablesen. Und da waren das ausgehende 19. und das frühe 20. Jahrhundert von besonderer Bedeutung.

Warum gerade diese Epoche?

In dieser Zeit entstanden an der Wilhelmstraße und in ihrem näheren Umfeld mehrere Solitärbauten mit öffentlicher Nutzung, zum Beispiel das Rathaus, die Post, zwei Schulen. Ein weiterer Solitärbau ist da die ehemalige Turn- und Festhalle, die spätere Stadthalle.

Was zeichnet gerade die Stadthalle aus?

Zum einen ist die Stadthalle städtebaulich ein markanter Festpunkt, im Anschluss folgen bis zum Ortsrand untereinander gleichwertige Bauten. Und zum anderen lässt sich hier auch kulturhistorische Entwicklung ablesen.

Wie meinen Sie das?

Die Stadthalle wurde ja 1828 als Turnhalle geplant und zunächst auch als solche genutzt. Später fand dann ein Teil des gesellschaftlichen Lebens dort statt.

Sie sprachen von einer besonderen architektonischen Qualität der Stadthalle. Wie meinen Sie das?

Der Entwurf stammt von Henry Prahl, der auch für die Bauleitung verantwortlich war. Prahl war von 1925 bis 1937 Stadtbaurat in Neviges und hat die städtebauliche Entwicklung hier maßgeblich geprägt. Zwar wurde die Stadthalle im Zweiten Weltkrieg teilzerstört, doch die klare Formensprache der Bauhaus-Epoche wurde im Wiederaufbau und in der Erweiterung um eine Hinterbühne aufgenommen. Und die Substanz ist vorhanden, wenn auch nicht in gutem Zustand.

Wie sah die Arbeit aus, die zu dem Antrag führte, die Stadthalle auf die Denkmalliste zu setzen?

Wir haben die Bauakte, Pläne, historische Fotos und Ortsliteratur ausgewertet, das Objekt vor Ort und auch im Inneren besichtigt und sind zu dem Ergebnis gekommen, dass es denkmalwert ist.