Velbert. . Auch wenn es für den Kirchenchor kurz nach der Gründung nicht immer einfach war, so hat er sich heute fest etabliert und zeigt das beim Jubiläumskonzert.
Eine feste Gemeinschaft aus 48 Frauen und Männern, die alle Freude am Singen haben und so die Gottesdienste an Feiertagen mit ihrem Engagement bereichern – so lässt sich knapp der Kirchenchor St. Marien zusammenfassen. In diesem Jahr begleitet der Chor nicht nur die Feiertage. Jetzt steht er selbst im Mittelpunkt. Denn: Der Kirchenchor St. Marien feiert sein 125-jähriges Bestehen.
Zu der Zeit der Gründung im Jahr 1888 sind viele Chöre entstanden, doch existieren von denen kaum noch welche. „Der Grund liegt im Nationalsozialismus. Viele Männer sind zu der Zeit eingezogen worden“, erklärt Ursula Smetten, Kantorin in der Kirche St. Marien.
Papst hat Frauen im Chor verboten
Was die meisten vermutlich nicht wissen: In den ersten Jahren gab es nur Männerchöre, Frauen waren nicht zugelassen – das ist von Papst Pius X., auch als Reformpapst bekannt, untersagt worden. Frauenchöre haben sich wenige Zeit später auch gebildet, „doch erst 1920 ist der erste Chor von Johannes Müller offiziell gemischt worden“, weiß die heutige Chorleiterin Ursula Smetten und fügt hinzu: „Heute misst man dem Verhalten nichts besonderes bei. Doch zu dieser Zeit war das ein sehr mutiger Schritt, sich gegen die Anordnung des Papstes zu stellen.“
Trotz der Kriege und des Nationalsozialismus war es dem Chor immer möglich, wenn auch in sehr kleinem Rahmen die Liturgie der Festtage zu gestalten. Das hat sich bis heute gehalten und gehört zur zentralen Aufgabe des Kirchenchores.
Seit 1981 ist Ursula Smetten die Leiterin des Chores, hat mit dieser Aufgabe schon während der Schulzeit begonnen und ist damit nach Johannes Müller und Hans Reuter erst die dritte Kantorin in St. Marien. „Für einen Chor ist das toll. Das sorgt für Kontinuierlichkeit und eine feste Gemeinschaft“, sagt die studierte Kirchenmusikerin. Im Allgemeinen spielt die Gemeinschaft eine ganz große Rolle. „Einige Mitglieder mussten aus gesundheitlichen Gründen aufhören. Die werden aber trotzdem zu Festen eingeladen – oder wir senden eine Postkarte von einem unserer Ausflüge“, sagt Ursula Smetten. Der 50-Jährigen macht die Arbeit mit dem Kirchenchor nach wie vor Spaß – sie hat, wie sie sagt, ihr Hobby zum Beruf gemacht: „Es ist toll, wie sich alles mischt. Von 24 bis 78 Jahren ist alles dabei.“
Das Repertoire beinhaltet Musik aus den vergangenen 1000 Jahren. Morgen (19.30 Uhr) bei dem Jubiläumskonzert gibt es die Werke Mozarts – das Streichquartett Nr. 4 C-Dur und die Vesperae solennes de Confessore – zu hören.