Velbert. Die WAZ Velbert befragte im Velberter Norden Bürger beim Verlassen des Wahllokals bei den Stadtwerken nach ihren Erwartungen an die Politik. Wer wählen geht, betrachtet das als Privileg und Bürgerpflicht. Ein Überblick zu den Antworten.

Viele Velberter verknüpften ihren sonntäglichen Spaziergang mit einem Gang zum Wahllokal. Rentner Bruno Jänsch wählt immer. „Aber meistens bleibt ja doch alles beim Alten.“ Nicht zur Wahl zu gehen, kommt für ihn nicht in Frage: „Wer nicht wählen geht, darf auch nicht meckern. Das sind ja meistens die Schlimmsten.“ Ausreden gelten da nicht: „Das Wetter ist gut und es wurde ausreichend Wahlpropaganda betrieben.“ Bruno Jänsch hofft, dass es „künftig mehr Korrektheit in der Politik gibt und die Wahlversprechen gehalten werden.“ Ebenfalls als Bürgerpflicht betrachten Horst und Gabriele Hörche den Gang zur Wahlurne. „Wir leben in einem freien Land und wenn wir nicht wählen, geben wir unsere Stimme denen, die man sonst nicht beachten würde.“ Das Ehepaar ist sich sicher, dass jeder Wähler was bewirken kann. Sie haben sich vor der Wahl gut über die Kandidaten vor Ort informiert. Dabei hoffen sie auf eine gute Wahlbeteiligung und darauf, dass die gehaltenen Wahlversprechen auch mal eingehalten werden.

Auch Manfred Hahn, ebenfalls Rentner, hat keine großen Erwartungen. „Es wird sicher letztlich alles so bleiben wie es jetzt ist“, sagt er. Dennoch geht er wählen – „sonst hat man überhaupt keinen Einfluss.“ Vor Abgabe seiner Stimme hat er sich gut informiert und hofft darauf, dass er von den Wahlversprechen künftig nicht mehr so enttäuscht wird. „Beispielsweise die Rentenerhöhung von 0,4 Prozent war ein Witz.“ Er hofft auf eine bessere Wahlbeteiligung, fürchtet aber, dass gerade „die jungen Leute kein großes Interesse haben.“

Angemessener Mindestlohn

Familienvater Alexander Bender wählt zum ersten Mal. „Mit Deutschland geht es bergab, daher hab ich beschlossen, dieses Mal meine Stimme abzugeben.“ Auch seine Frau soll die Kreuze an der richtigen Stelle machen. „Wir haben uns vorab gut über das Wahlprogramm der Parteien informiert.“ Dabei wünscht sich die junge Familie von der künftigen Regierung mehr Geld und weniger Kosten.

Gunda Voß und Sebastian Pusinelli sind enttäuscht von einigen Beschlüssen, die die bisherige Regierung auf Kosten der Bürger gefasst hat. Gunda Voß hofft, dass die neue Regierung „dafür sorgt, dass die soziale Schere nicht noch weiter auseinander klafft. Ich halte beispielsweise einen Mindestlohn durchaus für angemessen.“

Die Europa-Politik ist für Sebastian Pusinelli von zentraler Bedeutung. Der Wahlgang ist für beide Pflichtprogramm. „Es ist für Normalbürger wie uns die einzige Möglichkeit, die eigenen Ansichten einzubringen, wenn man kein Politiker ist.“