Velbert. . Mit vielleicht zehn Besuchern hatten die Organisatoren am Tag des offenen Denkmals gerechnet – schließlich kamen fast 1000 Neugierige zum alten Bunker auf den Rottberg.

„Jenseits des Guten und Schönen“: Unter diesem Motto stand am gestrigen Sonntag der bundesweite „Tag des offenen Denkmals“. Kaum etwas, das mehr passt als das Velberter Scheindorf. Eine Nachbildung der Kruppschen Anlage, nachgebaut, um das Essener Werk vor Bombenangriffen im Zweiten Weltkrieg zu schützen.

„Gerechnet haben wir mit vielleicht zehn Besuchern“, gab einer der ehrenamtlichen Mitarbeiter, die den Bunker und seine Umgebung erklärten, zu. Bereits um die Mittagszeit waren es knapp 800, die sich den Einblick nicht verwehren lassen wollten. Bis aufs letzte Buch, auf den letzten Flyer, der auslag – alles war weg.

Viele wussten gar nicht, dass es auf dem Rottberg mal mehr gab als den heutigen Acker von Bauer Bleckmann. Da Kampfpiloten früher auf Sicht flogen, hat das Scheindorf mit seiner Nachbildung in der Tat sehr gut funktioniert. Von oben, aus Sicht der feindlichen Piloten, sah alles täuschend echt aus. In Wirklichkeit waren es keine zwölf Meter hohen Türme, sondern lediglich knapp ein Meter hohe Nachbauten der Dächer, aus Brettern und Pappe zusammengewerkelt. Lichteffekte und verschiedene leuchtende Elemente ließen bei den Fliegern kaum einen Zweifel mehr, das echte Krupp-Werk erreicht zu haben – man sieht bis heute die Bombentrichter.

Die größte Gefahr bestand natürlich für die Bewohner. Auch wenn die Nachbildung auf einem Acker plaziert wurde. Jeden Abend wurden die Nachbarn evakuiert.

Die ehrenamtlichen Mitarbeiter mit der großen Affinität zu geschichtlichen Projekten aller Art, die sich auch um „unser“ Scheindorf gekümmert haben, fanden sogar heute noch Schienenteile einer Eisenbahnattrappe, die ebenfalls zum Scheindorf gehörte.

Jürgen Lohbeck, der über das Scheindorf ein Buch verfasste, ist einer der Ehrenamtler: „Nachdem der Bunker knapp 70 Jahre geschlummert hat, finde ich es unheimlich wichtig, dass alle Interessierten sich einmal genauer mit seiner Geschichte auseinander setzen können. Das Interesse ist ja enorm hoch“, freut sich der leidenschaftliche Historiker. „Ich denke schon, dass es auch heute noch für viele komische Gefühle mit sich bringt, in einen Bunker zu gehen. Gerade natürlich für Ältere, eventuell sogar Zeitzeugen – einige scheinen doch recht betroffen zu sein“.

Der Nevigeser Dieter Linden ist einer der Besucher: „Es ist unheimlich interessant, das einmal zu sehen. Ich erinnere mich an einen Kollegen, der mir vor über 50 Jahren erzählt hat, dass da etwas Geheimes in Velbert ist – ein geheimes Dorf. Jeder wusste, dass da was ist, aber keiner wusste was es war. Sowas sollte nicht nur Denkmal, sondern auch Mahnmal sein“.