Brisbane/Velbert. . Für die erste Ausreise 1962 brauchte Kurt Pitzer noch die Unterschrift der Mutter. 15 Jahre später ging er erneut nach Australien – und blieb
Am Anfang war ein Zeitungsartikel, erzählt Kurt Pitzer. Es war das Jahr 1962, und eine Schlagzeile damals lautete „Australien braucht Handwerker“.
Pitzer hatte damals gerade seine Maurerlehre hinter sich gebracht. „Ich habe da die Chance auf ein Abenteuer gesehen, wollte die Sprache lernen.“
Und weiter: „Also habe ich mir gedacht: Warum eigentlich nicht?“ Allerdings brauchte der gebürtige Nevigeser dazu die Unterschrift der Mutter – denn volljährig war man in den 60er Jahren erst mit 21. „Die habe ich aber bekommen“, sagt Pitzer lachend. „Eigentlich wollte ich auch nur zwei Jahre bleiben. Aber es hat mir so gut gefallen, so bin ich erstmal in Australien geblieben.“ Zwischendurch sei er zwar für acht Monate wieder in der Heimat gewesen, aber als die Aufforderung zur Musterung kam, „bin ich ganz schnell wieder weg.“
Knochenjob und nette Menschen
Verschiedene Jobs hatte er in den Folgejahren, „den schönsten aber so kurz vor 1970“, blickt Pitzer zurück, der mittlerweile Rentner ist. „Da habe ich auf einem Schiff gearbeitet, das Ölbohrinseln beliefert hat.“ Manchmal sei die Arbeit knochenhart gewesen, aber „manchmal hatten wir auch viel Freizeit. Dann sind wir schnorcheln gegangen.“
1971 kam Kurt Pitzer erstmal wieder nach Velbert – „ich hatte ein wenig Ärger gehabt“ – und wollte auch zunächst in Deutschland bleiben. Doch im Urlaub lernte er seine zukünftige Frau kennen, und schon war der Vorsatz dahin. Es ging zurück nach Australien. Heute lebt Kurt Pitzer in Brisbane, rund 1000 Kilometer nördlich von Sydney an der australischen Westküste. „Was mir hier besonders gut gefällt, ist natürlich zuerst einmal das Klima“, erzählt der Ex-Velberter. „Das Wetter ist einfach verlässlich: Im Sommer ist es feucht-heiß, im Winter kühler.“ Wobei „kühler“ heißt, dass es nachts zwischen acht und zehn Grad kalt wird und sich die Temperatur tagsüber um 25 Grad bewegt.
„Außerdem mag ich die Freiheit. Ich konnte jagen und fischen gehen. Auch die Menschen sind einfach freundlicher.“ Auf deutsche Gesellschaft muss Kurt Pitzer Down Under auch nicht verzichten. Er ist Mitglied im Deutschen Club – „weil ich gerne wieder im Chor singen wollte“ –, und ein bekannter Discountmarkt macht sich mittlerweile auch am anderen Ende der Welt breit, „so dass ich auf deutsches Essen auch nicht verzichten muss.“
Besuche in Velbert gibt es trotzdem regelmäßig. „Und da freue ich mich auch drauf, besonders auf Familie und Freunde.“