Velbert. . Spezialisten und Handwerker sind in vielen Schulen im Einsatz. Für den städtischen Immobilienservice sind die Vorkehrungen eine Art Daueraufgabe. Technik alleine ist nicht ausschlaggebend
Gut zwei Mio Euro – und die im Schnitt Jahr für Jahr – investiert die Stadt in den Brandschutz. Sichtbare Zeichen sind häufig die an den Gebäuden als „zweiter baulicher Rettungsweg“ angebrachten metallenen Treppentürme. Hauptsächlich gilt aber: „Das kostet viel Geld, und keiner sieht etwas davon.“ Sagt Karl-Josef Vößing, leitender Brandschutzingenieur, mit dessen Hilfe sich die WAZ einen Überblick über die „Brandschutzertüchtigungen in städtischen Liegenschaften“ verschaffte. Während der Ferien haben die Spezialisten und Handwerker dafür freie Bahn. Und sind in allen Bezirken im Auftrag des städtischen Immobilienservice aktiv. Etwa in der Regenbogenschule, der Turnhalle Am Schwanefeld, den Grundschulen Fontane-, Kuh-, Nevigeser Straße, Am Schwanefeld (nebst OGS) und Frohnstraße, ebenso in der Gesamtschule. Hier bekommen Klassenräume Verbindungstüren, dort werden Aufstellflächen für Feuerwehr(fahrzeuge) geschaffen; andernorts bringen Arbeiter die Alarmierung auf neuesten Stand, werden Wand- und Deckendurchbrüche nach Kabel- und Leitungsverlegungen „abgeschottet“ – also dicht gemacht –, nimmt man sich Türanlagen und Treppenhäuser vor.
„Wir arbeiten nicht für den Brandschutz, sondern für den Nutzer“, stellt Vößing klar und erklärt, dass es immer um ein Paket aus baulichen, technischen und organisatorischen Maßnahmen gehe. Das müsse individuell angepasst sein, die Komponenten gehörten aufeinander abgestimmt. Eine Gefährdung entstehe vor allem durch Rauch. Vorrangiges Ziel sei es, einen Brand früh zu erkennen und zu bekämpfen: von der internen bis zur Alarmierung der Wehr. „Das besondere Augenmerk gilt der Abschottung zwischen den Brandschutzeinheiten, damit Feuer und Rauch nicht überspringen können.“ Kaum minder wichtig seien Brandfrüherkennung und Alarmierung, Redundanz von Flucht- und Rettungswegen – gefordert sind mindestens zwei – sowie der organisatorische Brandschutz, womit u.a. eine klare Aufgabenverteilung für den Ernstfall und regelmäßige Übungen gemeint sind.
Immer mit Augenmaß rangehen
„Bei jeder größeren Maßnahme wird geprüft, ob u.U. ein neues Gebäude die wirtschaftlichere Alternative wäre“, beschreibt Manuel Villanueva-Schmidt das Vorgehen. Nach Auskunft des Abteilungsleiters Planen und Bauen erlaubt das Baurecht mittlerweile zwei Betrachtungsweisen: Nämlich neben dem klassischen linearen Sicherheitskonzept – Klassenraum/Flur/Treppe – auch eine räumliche Betrachtung so genannter Raumgruppen, wie sie angesichts OGS und zeitgemäßerer Unterrichtsformen stärker der pädagogischen Lebenswirklichkeit entsprächen. „Früher hat man sich Raum für Raum angeschaut, inzwischen geht es immer häufiger um das Zusammenfassen mehrere Räume zu einer Brandschutzeinheit.“ Baurechtlich sei je nach Nutzung und wirtschaftlichen Möglichkeiten beides zulässig.
„Auch bei Brandschutz ist Augenmaß wichtig“, fordert Karl-Josef Vößing. Technik alleine sei gewiss nicht ausschlaggebend, 100prozentige Sicherheit werde es nie geben: „Manch gut gemeinter Euro“, plädiert der versierte Praktiker und Experte, wäre sinnvoller für eine bessere Unterrichtbetreuung – aber auch für eine Sensibilisierung gegenüber Gefährdungen – ausgegeben.
Nach Lesart Manuel Villanueva-Schmidts ist Brandschutz vor Ort „eine Art Daueraufgabe. Wir stellen uns dem steigenden Sicherheitsbedürfnis, wir rüsten alte Gebäude nach, und wir können gewiss nicht sagen, dass wir nichts mehr tun müssen.“ Eine konkrete Gefahr, bekräftigt er auf WAZ-Nachfrage, bestehe allerdings nicht.