Velbert. . Der alevitische Kulturverein und der Islamische Bund Kurdistan sehen die Arbeit in Velbert durch die Ereignisse in der Türkei nicht beeinflusst. Kontakt zu den türkischen Organisationen gebe es aber kaum

Still geworden ist es in der Medienlandschaft, wenn es um die politische Lage in der Türkei geht. Andere Themen – etwa der NSA-Spionageskandal – haben die Proteste gegen die Regierung Erdoğan von den Titelseiten verdrängt.

Vergessen ist das Thema aber nicht, vor allem nicht in den türkischen Gemeinden. So natürlich auch in Velbert – obwohl die aufgeheizte politische Stimmung in der Türkei am Zusammenleben der unterschiedlichen Vereine vor Ort nicht viel geändert hat, sagt Elif Bulut vom Vorstand des Alevi Bektasi Kulturzentrum e.V.: „Wir haben eigentlich kaum Kontakt zu den anderen türkischen Kulturvereinen. Das beruht aber auf Gegenseitigkeit und war auch schon vor den Protesten so.“ Gleiches berichten Mehmet Sirin Tastan und Isa Yilmaz vom Islamischen Bund Kurdistan e.V.: „Der Kontakt untereinander ist immer schon relativ gering gewesen.“ Aber offenen Streit oder anderweitige Probleme habe es in Velbert noch nie gegeben, meint Tastan.

Was beide Vereine eint, ist ihre Ablehnung der Politik des türkischen Premierministers. „Es ist schon ein merkwürdiges Demokratieverständnis, wenn Erdoğan sagt: ,Ich bin von 50 Prozent gewählt worden, ich kann machen, was ich will’. Das geht ja schon Richtung Ein-Parteien-Diktatur. Immerhin haben auch 50 Prozent den Premier nicht gewählt“, ärgert sich Elif Bulut. „Unserer Meinung nach gibt es nichts, was für Erdoğan spricht. Das hängt natürlich auch mit der speziellen Situation der Kurden in der Türkei zusammen“, erklärt Mehmet Tastan. „Viel gemacht hat er für uns nicht, genau so wie die Vorgängerregierungen. Aber er nutzt außerdem noch den Islam, um die Kurden vorzuführen.“ Ein weiterer Punkt, den beide Vereine ähnlich bewerten, ist die bunt gemischte Zusammensetzung der Protestler in der Türkei: „Die Menschen sind in erster Linie unzufrieden mit Armut und Ungerechtigkeit. Es gibt keinen Sozialstaat wie in Deutschland, jeder ist auf sich selbst angewiesen“, berichtet Mehmet Tastan. Elif Bulut vom alevitischen Kulturverein sieht in den Protesten sogar eine globale Dimension: „In Brasilien und Ägypten wird genau aus den gleichen Gründen demonstriert, wie in der Türkei. Die Menschen wollen Demokratie und Gerechtigkeit.“ Stimmen der anderen türkischen Kulturvereine – als da wären der Türkische Islamische Soziale und Kulturelle Pflegschaftsverein, der türkische Elternverband Velbert und Umgebung, das Islamische Kulturzentrum Niederrhein sowie die Ditib-Gemeinde – fehlen, da die Vereine trotz zahlreicher Kontaktversuche für die Redaktion nicht erreichbar waren.