Neviges. . Vereine kritisieren in offenen Briefen den Kürzungskurs bei der Landesförderung. Für Velberter Fachmann klar die falsche Marschrichtung. Er befürchtet Abstriche bei bislang gewohnten Standards

„Es wird so auf Dauer nicht möglich sein, in dem gewohnten Umfang unser Kulturerbe zu erhalten und zu pflegen. Hinzu kommt die Sorge, dass laufende Projekte ins Stocken geraten“, sagt Rainer Helfers. Der Stadtplaner, Sachbearbeiter bei der Unteren Denkmalbehörde der Stadt Velbert, sieht die Überlegungen in Düsseldorf, die Denkmalförderung sukzessive auf Null herunterzuschrauben bzw. auf Darlehensbasis umzustellen, mehr als kritisch. „Diese Marschrichtung des Landes ist klar die falsche“, so der Fachmann auf WAZ-Nachfrage.

Harsche, detailliert dargelegte Kritik gibt’s auch von dem Gesamtvorstand des Bergischen Geschichtsvereins (BGV), der gegen die Mittelkürzungen im Denkmalschutz in einem kürzlich publik gemachten offenen Brief an Ministerpräsidentin Hannelore Kraft protestiert. „Die Abteilung Velbert-Hardenberg schließt sich dem vollinhaltlich an“, bekräftigt deren erster Vorsitzender Werner Fischer-Feldsee. Ein Schreiben mit gleicher Intention – „Keine weiteren Kürzungen der Fördermittel“ – und derselben Adressatin hat auch der „Rheinische Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz“ verfasst.

Nach Darstellung des BGV ist im Landeshaushalt 2013 im Bereich Denkmalförderung bereits eine Kürzung von 11,4 (2012) auf 9,4 Mio € vorgesehen und im Etatjahr 2014 eine weitere um 6 Mio €. Dem Vernehmen nach, heißt es weiter, solle diese Restsumme von 3,4 Mio € ab 2015 auf Null gekürzt werden, sei ferner daran gedacht, denkmalpflegerische Maßnahmen ab 2015 nur noch auf Darlehensbasis zu unterstützen. Dem stellt der Verein u. a. gegenüber, dass in den beiden vergangenen Dekaden allein die Zahl der unter Schutz gestellten Bau- und Bodendenkmäler um etwa 38 % gewachsen sei: nämlich von rund 62 650 auf 86 800.

Pauschale ist auf Null geschrumpft

Für Rainer Helfers sind Baudenkmäler „erlebbare Geschichte“. Vor allem aber sei ein Denkmal auch Verpflichtung, etwa zu denkmalgerechter Restaurierung und Unterhaltung. Das bedeute z. B., dass man eben keine Kunststoff-, sondern nur mehrsprossige, teurere Holzfenster einbauen dürfe. Oder dass bei der fälligen Erneuerung eines Schieferdaches kein günstigeres Ersatzmaterial genommen werden dürfe. Die Unterstützung via Förderung sei immer ein starkes Argument gegenüber dem Eigentümer gewesen, der allerdings stets den Löwenanteil zu schultern habe – und zwar deutlich –, so der Dipl.-Ingenieur: „Aber wie soll ein Privatmann künftig weiter seiner Verpflichtung nachkommen?“ Für den Praktiker rückt damit auch die Frage näher, wann man nunmehr „beim Denkmalschutz gezwungenermaßen Abstriche machen muss“, und ob man in der Konsequenz „dann auch beim Erscheinungsbild Abstriche machen werden muss“.

Allerdings ist das Thema Kürzungen kein neues. „Tut uns leid“, müssen Helfers und seine Kollegen immer öfter ablehnend und entschuldigend sagen, wenn Anfragen von Baudenkmal-Eigentümern kommen. So gab es nach Auskunft des Sachbearbeiters vor Ort in den 80er Jahren noch eine Denkmalpauschale – jeweils hälftig Landesmittel und Stadtanteil – in Höhe von 120 000 bis 160 000 DM jährlich; 2012 seien es nur noch 20 000 € gewesen. Und in diesem Jahr gibt’s gar nix.