Mettmann/Velbert. 20 Jahre Beratungsstelle Pro Familia. Aids bleibt Beratungsthema. Schulen erbitten sexualpädagogische Hilfe durch Mettmanner Einrichtung

Die Pro-Familia-Beratungsstelle in Mettmann, zuständig für alle Städte im Kreisgebiet, wird 20 Jahre alt. Leiter Andreas Müller, der schon in der Gründungszeit dabei war, beschreibt die über die Zeit veränderte Problemlage. „Zum Besseren hat sich der Umgang mit der Immunschwäche Aids entwickelt, da war damals viel Hysterie im Spiel“, erinnert er sich. Heute müsse niemand mehr daran sterben, Aufklärung bleibe hier jedoch Dauerauftrag, wenn die Krankheit im Bewusstsein bleiben soll. Was sich zum massiven Problem entwickelt habe, sei der Einfluss der Pornografie auf die Entwicklung junger Menschen. „Sie ist im Internet allzeit für jeden verfügbar, uferlos, überrollt die Jugend wie ein Tsunami“, hat Sexualpädagoge Müller beobachtet.

Selbstbehauptungstrainings

Die Folge des ungefilterten Pornografie-Konsums sei auch bei so genannten Flatrate-Partys zu beobachten, wo alkoholisierte männliche Jugendliche in enthemmtem Zustand von Mädchen bestimmte Sexualpraktiken erwarten und Übergriffe nicht selten sind. Was kann pro Familia da tun? „Früher besuchten wir Jugendzentren, heute immer mehr Schulen, wo wir sexualpädagogische Hilfen anbieten“, so Müller. Ganz oben stehen dabei Selbstbehauptungstrainings für Mädchen und Begegnungen, wo sich Jungs und Mädchen über Männlichkeit, Weiblichkeit und Rollenverhalten austauschen.

Auch in Velbert gibt es Einsatzorte für die Mitarbeiter aus Mettmann. „Jedes Jahr lädt einer unserer Lehrer die Schüler der siebten und achten Klassen zu einer zweitägigen Veranstaltung zur Sexualaufklärung ein, da sind die Pro-Familia-Mitarbeiter wichtige Stützen“, sagt Sylvia Kleimann, Leiterin der Martin-Luther-King-Hauptschule. „Ähnliche Anfragen haben wir von der Hardenbergschule, der Schule In den Birken und der Jugendfeuerwehr, jüngst auch von der Realschule Kastanienallee und von der Gesamtschule“, so Müller.

Da von Schulen anderer Kreisstädte ähnlich viele Anfragen bei Pro Familia eingehen und auch umfangreiche Beratungsleistungen für Erwachsene im Büro erbracht werden, müssen sich die Mitarbeiter fast zerreißen – die Einrichtung hat je eine halbe Stelle für eine Ärztin und eine Sozialarbeiterin, eine Sekretärin und vier Stunden für eine Psychologin. Hinzu kommt Müllers halbe Stelle.

Immerhin: Als Schwangerschaftskonfliktberatungsstelle wird Pro Familia zu 80% vom Land, zu 20% vom Kreis bezahlt. Müller: „Zusätzlich wurde uns vom Kreis ein Zuschuss von jährlich 6000 Euro bis 2018 gewährt.“