Velbert. . Literaturkurs des Geschwister-Scholl-Gymnasiums zeigt ein selbstentworfenes Stück. Teilnehmer probten ein Jahr lang mit Begeisterung für „I walk the Lein – was uns bewegt“

Eine Primaballerina schwebt auf die Bühne, zeigt perfekten Spitzentanz, dreht Pirouetten – und wirft sich plötzlich auf den Boden. Reißt sich die rosafarbenen Schuhe von den Füßen, rockt zu harten Rhythmen los. Befreiung, Neubeginn, Wegfall von Konventionen – das sind nur einige der Themen, die die Schüler des Literaturkurses Q1 des Geschwister-Scholl-Gymnasiums beschäftigen. Am Donnerstag, 27. Juni, offenbaren sie sie ihrem Publikum mit dem packenden Stück „I walk the Lein – was uns bewegt“.

Dass Schüler Theater machen, ist am GSG seit den 80er Jahren gute Tradition. Doch was die 28 Schüler des Kurses seit einem Jahr proben, ist ein Experiment, von dem Kursleiter Gerd Haehnel als Lehrer seit 30 Jahren träumte.

Ein gewagtes Experiment

Schüler bringen ein völlig neues, eigenes Stück auf die Bühne. Keine moderne Antigone, kein anders gestalteter „King Lear“, sondern ein selbst geschriebenes und auch inszeniertes Stück. „Als ich die Begeisterung sah, den Willen, etwas ganz Neues auf die Beine zu bringen, da wusste ich: Mit denen kannst du es wagen“, sagt der erfahrene Studienrat, der „nur ein bisschen begleitend Regie führte“.

Die Schüler ließen sich nicht lange bitten, ihre Liste „Was uns bewegt“ wurde lang und länger. Es ging um Leistungsdruck, um das Bild, das Eltern von einem haben und wie man sich selbst sieht. Auch das Thema Ausländerfeindlichkeit wurde nicht ausgespart.

Ein Jahr lang haben sie geprobt, in jeder Literaturstunde, oft auch in ihrer Freizeit. Herausgekommen ist ein zweistündiges Stück voller Raffinesse und Rasanz, eine mitreißende Mischung aus Schattenspiel, Tanz, Film und Theater. Mit überraschenden Schnitten und einem Ensemble, das vor Spiellust sprüht. „Jeder hat sich das herausgesucht, was er am besten kann“, erzählt Vassiliki. Für Lea, die seit Jahren tanzt, war das keine Frage. Und Felix, ganz klar, ist der Mann für die Technik in dem Film innerhalb des Stückes: „Es geht um einen Schüler, der auf die schiefe Bahn gerät und von der Schule fliegt. Ich bin Darsteller und für die Schnitte verantwortlich.“

Sie alle haben ihre Rolle, Hannah, Justin und wie sie alle heißen. Nächstes Jahr bauen sie ihr Abitur, Klausuren werden mehr und mehr. Dass sie auch in ihrer knapp bemessenen Freizeit proben, sieht keiner als Opfer, versichert Miriam: „Das bringt einen noch mehr zusammen. Ich finde, wir sind ein guter Kurs, es hat so viel Spaß gemacht.“ Man glaubt ihr aufs Wort.