Velbert. . Ein Pestizidverbot der EU-Kommission untersagt Landwirten den Einsatz von Neonicotinoiden. Imker nennen aber auch weitere Ursachen fürs Völkersterben.

Zur Zeit leuchten wieder überall im Kreisgebiet die sonnengelben Rapsfelder. Das könnte sich vielleicht bald ändern. Die EU-Kommission verbietet ab 1. Dezember den Einsatz von bestimmten Pestiziden, den sogenannten Neonicotinoiden, bei besonders bienen-attraktiven Pflanzen – zu denen Raps und Mais zählen. Geschützt werden sollen damit vor allem die Bienen, die laut EU-Kommissar Tonio Borg einen wichtigen Beitrag zu unserem Ökosystem leisten.

„Das Verbot kam sehr plötzlich“, findet Kreisbauer Karl Bröcker, „zumal wir diese Stoffe eh nur dann verwenden, wenn tierische Kräfte auf unseren Feldern Überhand nehmen.“ So gäbe es Jahre, in denen bestimmte Parasiten wie der Rapsglanzkäfer zuhauf aufträten und wie vor einiger Zeit auf Rügen geschehen, ganze Felder abfressen. „Dazwischen liegen Jahre, in denen wir die Stoffe gar nicht einsetzen.“ Der Schutz der Bienen sei auch den Landwirten wichtig, weswegen man sich auch regelmäßig mit Imkern des Kreise zusammensetze, um Lösungen zu finden. „Wir leben schließlich mit der Natur“, stellt er klar und gibt zu bedenken: „Wenn es keinen Raps mehr gibt, haben auch die Bienen nix zu fressen.“ Darüber hinaus gäbe es ja auch andere Gründe, warum man zur Zeit wenig Bienen sähe: „Wir haben mit weniger als 15 Grad viel zu niedrige Temperaturen, da fliegen die nicht.“

Es blüht allgemein nicht mehr viel

Das sieht Ralf Badtke, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Verbandes Biologische Station Bürgel, dem auch der Kreis als Mitglied angehört, differenzierter: „Es blüht allgemein nicht mehr viel, wenn die Rapszeit vorbei ist. Dann haben die Bienen den Rest des Jahres nichts mehr zu bestäuben, solange immer mehr Randstreifen der Felder mit Korn- oder Mohnblüten verschwinden.“ Ihm liegen vor allem die Wildbienen am Herzen, die anders als Honigbienen keine Staaten bauen. Drastisch wird Badtke in seiner Beschreibung, was passiert, wenn die fleißigen Insekten ganz verschwinden: „Wir haben viele Pflanzen, die sich nur durch Bienen vermehren. Hätten wir sie nicht mehr, würden wir in fünf Jahren nicht mehr existieren.“

Auch Wolfgang Regber, zweiter Vorsitzender des Nevigeser Imkervereins, macht das Verschwinden von immer mehr Bienenvölkern ratlos: „Dennoch weiß man nicht genau, woran das liegt. So gibt es mittlerweile viele Probleme wie die Varroa-Milbe oder die Faulbrutkrankheit, die früher so nicht da waren.“ Er findet, dass den Landwirten kein pauschaler Vorwurf zu machen sei und hat eine Bitte: „Nicht während der Blüte spritzen.“