Velbert. . Zwar steigen die Zahlen der Übergriffe auf Berufsgruppen wie Polizisten, Politessen oder Taxifahrer nicht, dennoch werden Kunden und Täter immer brutaler in ihren Reaktionen

Die Meldungen der Medien sind täglich voll davon: Busfahrer, die angepöbelt werden, Politessen, die sich übelste Beschimpfungen anhören müssen und nicht zuletzt die junge Sachbearbeiterin im Jobcenter Neuss, die aufgrund eines Missverständnisses sogar ihr Leben verlor: In der Arbeitswelt scheint es zunehmend brutaler zuzugehen. Das kann auch Savas Punar, Vorstand der Taxizentrale Velbert bestätigen: „Unseren Fahrern werden schon mal öfter die Messer vorgehalten und es kommt auch vor, dass Kunden direkt zuschlagen.“ Erst vor ein paar Wochen hat sogar ein Kunde die Scheibe der Taxizentrale zerschlagen, nur weil es ihm zu lange dauerte, bis der von ihm gewünschte Mietwagen eintraf.

Frauen haben Angst vor Nachtfahrten

Punar selbst fürchtet sich zwar nicht, weil er in Selbstverteidigung ausgebildet ist und dabei auch deeskalierende Taktiken gelernt hat, er weiß aber auch, dass nicht alle so fühlen. „Unsere Frauen fahren nachts nicht, weil sie Angst haben.“

Auch wenn es Martina Würker, Chefin der Jobcenter im Kreis Mettmann wichtig ist zu betonen, dass Sicherheit nicht das alles bestimmende Thema sei, sondern die Kundenorientierung im Jobcenter im Vordergrund stehe, hat man an fast allen der fünfzehn Standorte mittlerweile einen Sicherheitsdienst eingeführt. „Darüber hinaus haben wir inzwischen in allen Beratungsräumen Fluchttüren nachgerüstet, außerdem wird bei uns darüber gesprochen, wenn kritische Gespräche anstehen. Da hat man entweder ein offenes Ohr, für das was im Nachbarraum passiert oder führt Gespräche zu zweit, man ist in jedem Fall sensibler geworden.“

Auch Ulrich Löhe, Polizeisprecher für den Kreis Mettmann stellt den Trend fest, dass es bei Auseinandersetzungen immer früher zum Einsatz körperlicher Gewalt kommt: „Das ist aber eine Entwicklung, die wir seit vielen Jahren verfolgen, wir haben mit Deeskalationsprogrammen und dem Einsatz von mehr Frauen im Streifendienst darauf reagiert, was sich auch positiv bemerkbar macht.“ Dennoch gehe es im Kreis Mettmann im Vergleich zu anderen Ballungszentren noch gemäßigter und ruhiger zu. Diese Einschätzung kann auch Hans-Joachim Blißenbach, Sprecher der Stadt Velbert für den kommunalen Ordnungsdienst bestätigen: „Trotzdem hatten wir in den letzten Jahren Beleidigungen unserer Politessen und Ordnungskräfte wie ‘Arschloch’, ‘Fick dich Bulle’ oder auch der Stinkefinger, die zu einer Anzeige wegen Beleidigung geführt haben.“ Bei welchen Beleidigungen man dagegen von einer Anzeige abgesehen habe, wollte er aus gutem Grund nicht verraten.