Neviges. . Als erstes Kirchenoberhaupt nennt sich der Argentinier Jorge Mario Bergoglio nach dem italienischen Ordensgründer. Hoffnung auf einen volksnahen Pontifex
Ein Argentinier ist es also geworden. Jorge Mario Bergoglio, Erzbischof von Buenos Aires, 76 Jahre alt, ist der Nachfolger des zurückgetretenen Papstes Benedikt XVI. Besonders die Namenswahl des neuen Pontifex sorgt im Nevigeser Franziskanerkloster für große Freude: Franziskus hat sich der Südamerikaner ausgesucht. „Das freut uns natürlich sehr“, sagt Bruder Othmar Brüggemann, „zumal er der erste Papst ist, der diesen Namen gewählt hat.“
Bescheiden und bodenständig
Nicht zufällig nennt sich das nunmehr 268. Oberhaupt der katholischen Kirche nach dem bescheidenen Franz von Assisi. Bergoglio gilt in seiner Heimat als bescheiden, bodenständig und volksnah. Statt mit der Limousine zu fahren, nutzte er öffentliche Verkehrsmittel. Er verzichtete auf übermäßigen Pomp, wohnt lieber in einem schlichten Apartment statt im Bischofssitz. Er kämpft gegen Ungerechtigkeit in der Gesellschaft und setzt sich vor allem für die Armen und Schwachen ein.
„Für uns bedeutet der Name Franziskus natürlich auch eine ganze Menge“, beginnt Bruder Othmar. „Zunächst war auch er zu seiner Zeit ein großer Reformer. Er hat der damals reichen und mächtigen Kirche ein Konzept von Demut und Armut entgegen gesetzt. Außerdem steht Franziskus für den Kampf um Gerechtigkeit, für Frieden und vor allem auch für Ehrfurcht vor der Schöpfung – also Umweltschutz.“
Auch der erste Auftritt nach der Wahl kam bei den Nevigeser Franziskanern gut an. „Er hat klar gezeigt, dass er den Menschen zu hören und mit ihnen gehen möchte“, beschreibt Bruder Othmar Brüggemann seinen ersten Eindruck. Er hoffe, dass Franziskus „aus dem Vatikan rausgeht, auf die Menschen zu geht und für sie da ist.“
Ganz unumstritten ist der neue Papst jedoch nicht. In seiner Heimat Argentinien wird ihm vorgeworfen, sich zur Zeit der Militärdiktatur von 1976 bis 1983 nicht klar genug positioniert zu haben. Bis hin zur Kollaboration reichen die Vorwürfe, die Jorge Mario Bergoglio bis heute bestreitet. Schon 2005, als Bergoglio erst durch seinen Verzicht die Wahl Joseph Ratzingers möglich machte, waren die Vorwürfe aufgekommen.