Die Leidenschaft für Handarbeit wurde bei Anita Hantsch bereits in der Kindheit geweckt.
Als Kind von sechs Jahren musste Anita Hantsch zur Kur. Ihre Mutter schickte ihr dorthin ein Paket mit blauer Wolle und einer Häkelnadel, ohne zu ahnen, dass sie damit bei ihrer Tochter eine überbordende Leidenschaft fürs Selbst gemachte auslösen würde. „Ich hab gehäkelt und gestrickt und habe mit dreizehn Jahren angefangen zu nähen“, erinnert sie sich. Ein Jahr später hatte sie ihre erste eigene Nähmaschine und wäre am liebsten Schneiderin geworden. Leider gab es damals keine Ausbildungsmöglichkeit in ihrer Nähe, so verschlug es sie ungeliebter Weise in den Einzelhandel. Das Nähen blieb aber ihre Leidenschaft „Mein ganzes Lehrgeld habe ich für Stoff ausgegeben“, erinnert sich die Kreative, die jede frei Minute nutzte, um Röcke, Blusen oder Jacken zu entwerfen und zu fertigen. Seit 2006 hat sie dennoch einen Traumjob in kreativer Umgebung gefunden. An zwei Tagen in der Woche verkauft sie bei Stoff Müller Stoffe und alles, was man zum Nähen braucht. Auch bietet sie den Kunden an Taschen in allen Variationen, Tischdecken oder Gardinen anzufertigen.
Immer mehr wollen selber nähen
Seit gut zwei Jahren ist ihr aufgefallen, dass es immer mehr werden, die ihre Liebe zum Selbst gemachten teilen. „Es kommen viele auch junge Leute in unser Geschäft, die selber nähen wollen, die mit einfachen Sachen wie einem Loop-Schal anfangen.“ Aber auch schwierigere Projekte sind für die gebürtige Velberterin kein Problem. „Ich hatte eine Kundin die gewettet hat, dass sie sich selbst ein Dirndl nähen könnte und die mich drauf hin im Geschäft um Hilfe bat. Am Ende habe ich sie soweit unterstützt, dass sie sich sogar zwei wunderschöne Trachten gemacht hat. Zum Dank hat sie mir Blumen gebracht.“
Mittlerweile näht Anita Hantsch ganz frauentypisch am liebsten Taschen in allen Variationen. „Ich mache Shopper, Einkaufsbeutel, Umhängetaschen, Kulturtaschen und Rucksäcke alles nach eigenen Entwürfen“, wie sie betont. Drei Stunden braucht sie im Schnitt für einen dieser Frauenträume, oft macht sie zwei davon am Tag. Besonders stolz ist sie auf ihre Wundertasche, die je nach Outfit mittels eines Klettbandes einen dazu passenden Stoff verpasst kriegt.
Überhaupt vergeht kein Tag an dem sie nicht an ihrer Maschine sitzt. „Das Nähen ist wie eine Sucht, zu sehen wie was wird, wie es fertig wird. Wenn ich nähe, vergesse ich alles drum herum.“ Da Stoff Müller demnächst dem geplanten neuen Einkaufszentrum weichen muss, will sie die Gelegenheit ergreifen und sich einen weiteren Lebenstraum erfüllen: „Ich träume schon länger von einem kleinen Nähgeschäft mit einer bezahlbaren Miete in Velbert-Mitte .“