Velbert. . Wartezimmer der niedergelassenen Ärzte sind überfüllt, Termine gibt es vielerorts nicht mehr.Klinikum keine geeignete Grippe-Anlaufstelle: Ärzte dürfen keine Medikamente verschreiben

Ewige Besetztzeichen, Warteschleifen oder entnervte Sprechstundenhilfen – wer derzeit krank ist und einen Arzttermin haben möchte, braucht gute Nerven und vor allem viel Zeit. Denn die Wartezimmer sind überfüllt. Zweieinhalb Stunden Warten sind keine Seltenheit. Bei einem Hausarzt sind bereits um 10 Uhr morgens 50 unangemeldete Patienten zu dem normalen Sprechstundengeschäft dazugekommen. Kurzum: Velbert hustet, schnupft und fiebert. Die Diagnose lautet derzeit fast immer: Grippe.

Praxen arbeiten in Vollbesetzung

Kinder- und Jugendärztin Dr. Birgit Jansen hat derzeit etwa die dreifache Patientenanzahl. „Dieses Jahr ist es schon extrem.“ Noch bekommt die Gemeinschaftspraxis die Patientenflut bewältigt. „Wir arbeiten aber auch in Vollbesetzung und haben die zeitaufwendigen Vorsorgeuntersuchungen abgegeben.“

Jansen berichtet von einen „zweizeitigen Verlauf“: „Die Kinder sind nach zwei bis drei Tagen wieder erholt, bekommen dann aber wieder einen Rückfall.“ Daher rät sie, die Kinder nicht zu früh in die Schule und in die Sportvereine zu schicken. Auch Dr. Dörthe Henkel erlebt in ihrer Praxis derzeit ein doppeltes Patientenaufkommen. „Wir versuchen schneller und länger zu arbeiten“. Termine gibt’s zurzeit nicht. „Aber wenn die Patienten sich angemeldet haben, können sie wieder nach Hause gehen und zu gegebener Zeit wiederkommen. Denn daheim ist es ja doch erholsamer.“ Beide Ärztinnen haben sich gegen Grippe impfen lassen und konnten so bislang den Viren trotzen. Auch wenn die Impfung nicht hundertprozentig vor einer Ansteckung schützt, so „schwächt und mildert sie den Krankheitsverlauf doch erheblich ab.“ Dörthe Henkel schwört zudem auf Zink und Selen zur Unterstützung der Abwehrkräfte. Im Klinikum Niederberg sind in den vergangenen zwei Wochen nur zwei Patienten mit Grippe eingeliefert worden. „Generell sollten sich die Grippefälle ja auch nicht im Krankenhaus häufen“; so Ulrike Müller, verantwortlich für die Öffentlichkeitsarbeit. „Die meisten Betroffenen gehen in die ärztliche Notfallsprechstunde.“ In der Notaufnahme sind Grippepatienten meistens nicht richtig aufgehoben: „Unsere Ärzte dürfen keine Medikamente verschreiben. Natürlich darf jeder zu uns kommen, der sich krank fühlt. Aber ein Grippepatient braucht ja meistens Medizin und keine stationäre Behandlung“, so Müller.

Wer Grippe vermeiden möchte, sollte Menschenmassen vermeiden, möglichst viel Abstand zu Erkrankten halten und „ wenn möglich keine Hände schütteln“, sind sich Henkel und Müller einig.