Velbert. . Der „Sohn eines alten Arbeitskollegen“ drehte den Velbertern minderwertige Lederjacken an.„Eine uralte Geschichte“ sagt die Polizei – und rät Opfern zur Anzeige.

Wertvolle Lederjacken zu einem Spottpreis vom Sohn eines alten Arbeitskollegen kaufen – diesem Angebot konnte ein Velberter Rentnerpaar am vergangenen Mittwoch nicht widerstehen. Erst später dämmerte den beiden, dass sie wohl Opfer eines Betrügers geworden sind. „Mir ist erst anschließend wirklich zu Bewusstsein gekommen, was da mit uns verhackstückt wurde“, sagt der ältere Herr, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. „Das könnte ja doch eine Masche gewesen sein.“

Etliche Varianten

Eine Masche, die der Polizei in etlichen Varianten bekannt ist. „Eine uralte Geschichte“, erklärt Frank Sobotta, Sprecher der Kreispolizei Mettmann auf WAZ-Anfrage. In Velbert ist sie folgendermaßen abgelaufen: Ein Mann mittleren Alters sprach die alten Leute vor der Haustür an und gab vor, der Sohn eines alten Arbeitskollegen des Mannes zu sein. Daraufhin ließ der Rentner ihn in die Wohnung, wo der Mann erzählte, er sei beruflich auf einer Messe gewesen und habe zwei tolle Lederjacken dabei, die er den alten Leuten gerne schenken wolle. Allerdings müssten sie ihm die Mehrwertsteuer bezahlen, die er abrechnen müsse. Der Mann überzeugte das Ehepaar, ihm 150 Euro für die Jacken – angeblich von der Marke „Andrea Ermanni“ – zu geben, die eigentlich 1600 Euro wert seien.

Stutzig wurde auch die Tochter des Ehepaars, als sie von der Geschichte hörte: Sie rief bei der Polizei an. „Dort hat man mir aber das Gefühl vermittelt, das sei nicht so wichtig.“ Auf eine Anzeige hätten ihre Eltern verzichtet. Die Tochter möchte jedoch andere Menschen vor dem Betrüger warnen und hat recherchiert, dass ähnliche Betrügereien bereits im Oktober in Gütersloh stattgefunden haben. „Die Täter sind meist nicht ortsansässig“, bestätigt Frank Sobotta. Er möchte Betrugsopfer aber trotz aller Scham ermutigen, Anzeige zu erstatten. „Wenn wir nichts über Straftaten erfahren, können wir auch nicht versuchen, dem nachzugehen.“ Je mehr Opfer sich meldeten, desto eher bekommen man wertvolle Hinweise an die Hand. Sobotta: „Man sollte sich nicht scheuen Anzeige zu erstatten – wenn auch vielleicht nicht mit der Hoffnung, dass man sein Geld zurück bekommt. Zaubern können wir auch nicht – aber ein Bild zusammensetzen.“

Allen „Schnäppchenjägern“, die dennoch versucht sind, auf ähnliche Angebote einzugehen, rät Sobotta:: „Schreiben Sie sich das Autokennzeichen auf oder bitten Sie den Verkäufer, Ihnen seinen Ausweis zu zeigen. Dann merken Sie gleich, wie derjenige reagiert.“ Denn 99,9 Prozent solcher Geschäfte seien Straftaten.