Weil eine Düsseldorfer Hausverwaltung ihre Schulden nicht zahlt, wollen die Stadtwerke den Mietern von fünf Häusern am Laakmannsbusch den Hahn abdrehen. Alternative: Die Mieter sollen ein zweites Mal zahlen
"Da die Hausverwaltung ihren Zahlungsverpflichtungen nicht nachkommt, sehen wir uns bedauerlicherweise gezwungen, die zentrale Gasversorgung/Allgemeinstromversorgung der Häuser 15 bis27 am 04.03.2009 einzustellen." Dieses Schreiben der Stadtwerke flatterte Anwohnern des Laakmannsbuschs jetzt in die Briefkästen. Nur einen Ausweg stellten die Stadtwerke in Aussicht: "Die Liefersperre kann durch Zahlung seitens der Mieter abgewendet werden." "Einmal habe ich bereits fürs Gas bezahlt. Wenn ich jetzt nicht noch mal zahlen - stehe ich dann in drei Wochen ohne Heizung da, womöglich bei winterlichen Temperaturen? Und wenn der Hausstrom abgestellt wird: Müssen die alten Leute dann ohne Licht und ohne Aufzug aus dem sechsten Stock nach unten und wieder hinaus laufen" fragte ein besorgter Mieter jetzt bei der WAZ nach.
Mietern den Strom und das Gas abzustellen, wenn die Hausverwaltung nicht zahlt - für Jürgen Hübinger, Vorsitzenden des Mietervereins Groß-Velbert, ist das nichts Unbekanntes. "Leider ist das eine gängige Praxis, die von Gerichten in der Vergangenheit sogar bestätigt wurde", sagt der Heiligenhause Rechtsanwalt.
as er selbst allerdings nur schwer nachvollziehen kann. Denn: "Eigentlich haben die Unternehmen doch eine Daseinsvorsorge, zumal wenn sie im Eigentum der Stadt stehen", meint Hübinger. Einer Familie, am Ende gar mit kleinen Kindern, Strom und Gas abzudrehen, um an Geld zu kommen, das die Mieter bereits einmal an den Verwalter gezahlt hätten: "Das ist schon mächtig", findet der Anwalt. Zumal er ein Versäumnis durchaus auch bei den Stadtwerken sieht: "Die hätten sich vielleicht schon früher einmal um diesen Hausverwalter kümmern müssen - dessen Geschäftsgebaren sind mir jedenfalls bestens bekannt", so der Mietervereins-Vorsitzende. Für die Mieter vom Laakmannsbusch hoffe er jetzt nur eins: "Dass da über die politische Schiene eine Lösung gefunden wird."
Dass es um rund 90 000 Euro Außenstände gehen soll, die die Düsseldorfer Hausverwaltung bei den Stadtwerken Velbert hat, wollte deren Chef, Heinz-Werner Thissen, nicht bestätigen - aus Datenschutzgründen. "Sie liegen da aber sicher nicht völlig falsch", teilte er der WAZ mit. Thissen bedauerte, dass die Stadtwerke gewungen seien, nun die Sperrung androhen zu müssen. "Natürlich ist es schlimm, dass die Mieter getroffen werden und nicht der Verwalter - denn das ist ja der eigentliche Schweinehund", so der Stadtwerke-Geschäftsführer.
Rechtlich bleibe den Stadtwerken aber keine andere Möglichkeit, als so vorzugehen, versicherte Thissen. Das sei "bedauerlich, liegt aber in der Natur der Sache". Für die Mieter aber sieht der Stadtwerke-Chef die Lage nicht so dramatisch. "Für jeden einzelnen geht es um Beträge zwischen 100 und 300 Euro", schätzt Thissen. Wenn die Mieter dieses Geld bezahlten, könnten sie sich anschließend am Hausverwalter schadlos halten, indem sie künftig die Mietzahlungen entsprechend kürzten.
Mit den Mietern ab sofort direkt abzurechnen, die ausstehenden Gelder beim Schuldner direkt einzutreiben und auf die Sperrung zu verzichten: "Das geht nicht - schließlich haben wir einen Vertrag mit der Hausverwaltung, und da kommen wir auch nicht so ohne weiteres heraus", weist Thissen diese Möglichkeit zurück. Was ihm aber wichtig ist: "Wir stehen auf der Seite der Mieter - wenn wir ihnen irgendwie helfen können, machen wir das."