Velbert. . Toben Köhring referierte als PC-Spiel-Experte überGefahren und Faszination von Online-Gaming

Viele Eltern sorgen sich sehr in Zeiten, in denen so gut wie jedes Kind Handy und Internetanschluss hat. Handysucht, Ballerspiele, uneingeschränkten Zugriff auf nicht altersgerechte Medien und und und . . . Die Liste ließe sich bei vielen unbeschränkt fortführen. Doch was passiert da eigentlich genau? Was hält viele (nicht nur junge) Menschen stunden- oder gar nächtelang an Spielekonsolen und PC?

Dem ist Torben Köhring vom Spieleratgeber NRW aus Köln am Dienstagabend auf den Grund gegangen. Was bietet der Markt eigentlich? Welche PC-Spiele sind für welche Altersklassen geeignet und welche nicht? Mit pädagogischen Tipps zum Handeln bei auffälligem PC-Nutzen und der Aufklärung über den Spielemarkt nahm er einigen Eltern sogar die große Angst um ihre Kinder.

Lob, Belohnung und Bestätigung

„Da ich selbst jahrelang während meines Studiums gespielt habe, weiß ich, wovon ich spreche, wenn es um die Faszination bei den Spielen geht“, gibt der Experte zu. Fakt ist, dass es sich gerade bei Online-Games um ein vollkommen anderes Medium handelt, als beispielsweise beim Fernsehgerät. Viele Eltern, die noch nie PC-Spiele gespielt haben, könnten deshalb gar nicht die Faszination der virtuellen Welt nachvollziehen. „Vor allem bei Kindern und Jugendlichen ist das natürlich ein ganz großes Thema. Meine 2-jährige Tochter kann ein iPad bedienen, einfach weil sie sich die Steuerung bei ihren Eltern abgeguckt hat“, gibt Köhring ein Beispiel.

Kinder wachsen heute mit modernster Technik heran. Der Spielemarkt bietet für die Vielfalt der Menschen eine noch größere Vielfalt an Spielen, um jeden Wunsch abzudecken. Ob es FIFA für die Fußballfans ist, die virtuell mit ihrer Lieblingsmannschaft Erfolge feiern können, Partyspiele wie SingStar für die Gruppe oder aber Taktikshooter oder Strategiespiele für den Einzelnen sind – es gibt nichts, was es nicht gibt.

Das Faszinierende an den Spielen ist ein simples Prinzip: Man muss eine Aufgabe lösen, die auch gar nicht so schwer ist. Wenn man das dann relativ schnell erledigt hat, wird man gefeiert und belohnt und gelobt. Es folgt eine Aufgabe, die schon mehr Zeit und Können in Anspruch nimmt, aber nach genau dem gleichen Prinzip funktioniert. Spieler bekommen praktisch permanent gesagt: Sie sind der Held! Der Clou: die meisten Online-Spiele sind interaktiv und die Spieler kommunizieren miteinander. „Es spielen 16-Jährige mit Erwachsenen zusammen. Jeder ist unvoreingenommen und trägt eine Art Maske, was diese Art der Kommunikation ganz besonders reizvoll macht“, weiß der Experte.

Doch natürlich wissen auch die Spielehersteller ganz genau, was sie machen. Viele Online-Spiele sind kostenlos, zumindest ein bestimmter Teil. Wenn man aber einigermaßen im Spiel drin ist, gibt es gesperrte Bereiche, die man zum Beispiel nur erreicht, wenn man extra dafür bezahlt. „Spiele werden bewusst nicht komplett gemacht, damit das unheimlich große Angebot an Zubehör wahrgenommen werden kann“, erklärt Köhring.

Auch grafisch werden Spiele natürlich immer realitätsnaher, so dass man sich als Spieler fühlt, als wäre man mitten in der Geschichte. Es werden durchaus Emotionen angeregt, der Kampfgeist geweckt. Lachen oder Weinen aber, das gibt es so gut wie nie. Es handelt sich um andere Emotionen als im Alltag.

Ein großer Unterschied zu Film oder Buch ist aber auch die Erfahrung eigener Wirksamkeit. „Bei einem Film zum Beispiel bin ich auf das angewiesen, was der Regisseur sich dabei gedacht hat. Bei einem Spiel habe ich selber viel Kontrolle, kann über das Handeln bestimmen“. Es sind also die Interaktivität, die Macht und die Kontrolle, der persönliche Bezug und die soziale Dimension, die packend sind und Video-Spieler in den Bann ziehen.

Eine anerkannte Sucht ist pathologisches Spielen aber nicht. Für Eltern, die das Gefühl haben, dass ihr Kind sich in Spielen und am PC verliert, gibt es einfache aber effektive Tipps: „Sprechen Sie mit Ihrem Kind, lassen Sie sich das Spiel erklären oder spielen Sie doch einfach mal mit“, rät der Profi. Auch Computer-Zeitsperren sollte man ruhig nutzen, einfach um Grenzen klar zu machen. Außerdem sollte man die Spiele nicht als erzieherische Maßnahme nutzen, Verbote erhöhten den Reiz. Wichtig sei aber auch, Alternativen zu bieten. „Machen Sie Vorschläge, etwas anderes zu unternehmen, seien sie Vorbild und zeigen Ihren Kindern, was man alles noch tolles machen kann“.

Initiiert wurde die Veranstaltung als Kooperation von Sandra Heinsch von der Fachstelle Sucht und Beratung der Diakonie und dem Fachbereich Jugend, Familie und Soziales. Bei Rückfragen oder Sorgen gibt es Auskunft und weitere Informationen unter www. spieleratgeber-nrw.de oder bei der Suchtberatung der Diakonie.