Velbert. Hektik an der Nierenhofer Straße in Velbert: Ein Pferd ist Donnerstagabend in der Dunkelheit in eine Güllegrube gestürzt und darin ertrunken. Vermutlich weil eine Frau versehentlich ein Gatter offen gelassen hatte. Die Feuerwehr ging zunächst davon aus, dass auch der Reitstallbesitzer beim Rettungsversuch verunglückt war.

Was tun, wenn in völliger Dunkelheit ein Pferd in eine Güllegrube gestürzt ist und zu ersaufen droht? Das Tier irgendwie und so rasch wie möglich wieder rausziehen, durchfuhr es Walter Spätling am Donnerstagabend. Der Betreiber eines Reitstalls an der Nierenhofer Straße, wo zahlreiche Pferdebesitzer ihre Tiere versorgen lassen, fackelte nicht lang. „Ich hab mich sofort aufgemacht, um bei einem Bekannten Riemen zum Bergen zu besorgen“, sagte der 75-Jährige. Da war die Feuerwehr aber bereits alarmiert. Als die Einsatzkräfte gegen 20.20 Uhr auf dem Hof eintrafen, hatte das Unglückstier seinen verzweifelten Überlebenskampf in der engen, aber tiefen Grube bereits verloren – regungslos trieb der Kadaver mit dem Kopf unter der Jaucheoberfläche.

Plötzlich eine völlig neue Lage

Doch dann – von einem Augenblick zum nächsten – eine neue Lage: Familie Spätling, die Vater Walters geplante Aktion mit den Riemen nicht mitbekommen hatte, meldete den 75-Jährigen als vermisst. Die Feuerwehr berichtet, dass die hektische Suche im Wohnhaus, in den Stallungen und auf dem Hofgelände erfolglos blieb. Die Rettungskräfte und die Polizei konnten in dieser Situation nicht ausschließen, dass der Reitstallbetreiber in seiner Not selbst versucht hatte, das Unglückstier zu retten, in die Güllegrube gestürzt war und sich nun unter dem toten Tier befand. Die stinkende Brühe musste schnellstmöglich weg, also wurde schweres Gerät geordert: Ein Landwirt aus der Nachbarschaft brachte ein Güllefass, die TBV ein Winterdienstfahrzeug, um die abschüssige Zufahrt zur Grube für den Saugwagen eines Entsorgungsbetriebes frei zu räumen.

AusreißerSchnelle Eigeninitiative

Gerade waren die Spezialfahrzeuge angerückt, als Walter Spätling von einer Polizeistreife in einiger Entfernung vom Hof angetroffen wurde – Vater wohlauf, Pumpaktion überflüssig.

„Ich hatte den Eindruck, dass die Feuerwehr nicht helfen konnte“, begründete Spätling seine Eigeninitiative. Gestern wurde bekannt, wie es zum Unglück kam: „Eine Frau hatte ihr Tier geholt und die Koppel offen gelassen“, berichtet Spätling. Drei Pferde entwichen daraufhin, eins stürzte ins Loch.