Velbert. . Peter Lückerath ist Experte für erneuerbare Energien und Energieeffizienz. Er rät dazu, jetzt zu investieren. Außerdem will er Vorurteile abbauen

Die Zeit ist günstig, um sein Haus zu sanieren. Das jedenfalls sagt Peter Lückerath. Und der Mann sollte es wissen. Der 47-jährige Tönisheider ist Experte in Sachen erneuerbarer Energie und Energieeffizienz. „Derzeit gibt es sehr günstige Kredite von der Kreditanstalt für Wiederaufbau. Außerdem sind die Kosten für Photovoltaik-Anlagen massiv gesunken.“ Lohnenswert seien die Investitionen vor allem auch vor dem Hintergrund der jährlichen Energiepreissteigerung. Neun Prozent betrage die momentan, sagt Lückerath. „Da muss man sich schon überlegen, ob man nicht lieber in die energetische Sanierung investiert, anstatt das Geld weiter zum Fenster raus zu heizen.“

Energiebilanz geht gegen Null

Möglich sei es inzwischen auch, die Photovoltaik auf dem Dach mit einer Kraftwärmekopplung (KWK) im Keller zu verbinden. „KWK-Anlagen sind mittlerweile vom Format her so eingedampft worden, dass sie auch in ein Einfamilienhaus passen“, erläutert Lückerath. Der Vorteil: Die Anlage laufe nur, wenn tatsächlich Wärme benötigt werde – also zum Beispiel im Winter. Gleichzeitig erzeugt das Mini-Kraftwerk dann den Strom, den die Photovoltaik-Anlage witterungsbedingt nicht (oder weniger) liefert. „Allerdings“, schränkt Peter Lückerath ein, „ganz unabhängig vom Stromnetz werde ich damit nicht. Ich kann aber meine Energiebilanz nahezu gegen Null fahren.“

Den drei großen Vorurteilen gegen energetische Sanierung – Billigware aus China, Feuergefahr, vermehrter Schimmel an der Fassade – tritt Lückerath entschieden entgegen. „Klar sind die billigen Anlagen aus China ein Problem für die Hersteller, da ist auf jeden Fall Konkurrenz da“, sagt er. „Aber installiert werden die immer noch von Handwerkern vor Ort. Das ist klassische Handwerksarbeit, da profitieren die kleinen mittelständischen Unternehmen doch von.“

Auch die zusätzliche Gefahr durch Photovoltaik-Module bei einem Brand schätzt der 47-Jährige „nicht höher ein, als bei einem Feuer ohnehin schon vorhanden ist.“ Die Feuerwehren wüssten mittlerweile, wie mit solchen Anlagen im Ernstfall umzugehen sei, es gebe inzwischen Laufkarten, die korrektes Verhalten für den Einsatz erklären. „Da geht es um Grundsätzliches, aber auch um das Thema .Lichtbogen’ zum Beispiel.“ Schulungsbedarf bestehe aber nach wie vor – allerdings eher, um Vorurteile abzubauen.

Bliebe noch das Thema Schimmel- und Algenbildung unter der neu aufgebrachten Fassadendämmung. „Natürlich muss das Material vernünftig auf die Hauswand aufgebracht werden“, sagt Peter Lückerath. „Und dafür benötigt man natürlich auch vernünftige Handwerker.“ Doch davon gebe es genug. Als Bauherr sollte man daher nicht unbedingt auf das billigste Angebot eingehen. „Lieber bei den Handwerkern nicht zu sehr sparen, dafür aber Folgekosten vermeiden.“

Nicht alles lohnt sich – BGN verwarf die Idee, Solaranlagen zu nutzen

Für die großen Velberter Wohnungsbaugesellschaften ist das Thema Sanierung genauso bedeutsam, wie für private Eigner. So ist beispielsweise die Baugenossenschaft Niederberg (BGN) derzeit damit beschäftigt, im Stadtteil Birth komplette Straßenzüge auf den neuesten Stand zu bringen. „Natürlich haben wir für diese Maßnahme auch Fördermittel bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau KfW beantragt“, sagt der Vorstandsvorsitzender der BGN, Manfred Hoffmann. „Das interessante dabei: Die Förderkriterien sind ziemlich streng. So müssen wir beispielsweise dreifach verglaste Fenster verwenden. Auch die Dämmstärken sind anders.“

Geprüft habe die BGN auch den Einsatz von Solaranlagen zur Warmwasser-Erzeugung. „Allerdings haben wir davon Abstand genommen“, erläutert Hoffmann. Denn die meisten Wohnungen im Bestand verfügten über Durchlauferhitzer zur Wasseraufbereitung. „Die Einrichtung einer zentralen Warmwasserversorgung hätte also nur mit großen Eingriffen möglich gemacht werden können.“ Gleiches gilt für den Einsatz von so genannten Blockheizkraftwerken, die sowohl Wärme als auch Strom erzeugen können. „Für die Anlage am Nelkenweg hatten wir das mal durchgerechnet“, sagt Manfred Hoffmann, „aber der Einspareffekt wäre zu gering gewesen.“

Für die Mieter der BGN bedeuten die Sanierungen „einen großen Schluck aus der Pulle“, sagt Hoffmann offen. Es werde Mieterhöhungen geben, „wie genau die ausfallen, hängt aber vom Vertrag ab“, beruhigt der BGN-Chef. Im Mittel solle der Quadratmeterpreis nach Abschluss der Modernisierungen bei sechs Euro liegen.

Mieten können erhöht werden, das Verhalten sollte sich ändern

Sanierungsmaßnahmen an Gebäuden müssen sein – schließlich helfen neue Dämmung und neue Fenster auch dabei, Energie zu sparen. Und die ist bekanntlich nicht günstig. Dass im Anstieg an solche Modernisierungen die Mieten steigen können, ist auch verständlich, denn meistens haben die Vermieter eine Menge Geld in die Hand genommen, um die Immobilien auf den neuesten Stand zu bringen.

Das Ärgerliche: „Es gibt derzeit noch keine Obergrenze für Erhöhungen“, sagt Rechtsanwalt Jürgen Hübinger vom Mieterverein Velbert. Hier habe sich der Mieterbund noch nicht durchsetzen können, der für Mieterhöhungen nach der Sanierung eine Drittelung der Kosten vorschlägt: „Je ein Drittel tragen Mieter, Vermieter und Land oder Bund“, lautet die Idee. Allerdings, beruhigt Hübinger, „die großen Wohnungsbaugesellschaften wissen ja, was sie ihren Mietern zumuten können und handhaben das verantwortungsvoll.“

Doch bauliche Veränderungen alleine sind noch lange nicht genug, um Energie effizienter zu nutzen. Auch das persönliche Verhalten muss sich ändern. Tipps dazu, wie im Haushalt Energie gespart werden kann, gibt zum Beispiel die Verbraucherzentrale (VBZ) Velbert. Höchstwahrscheinlich ab Januar gibt es dort ein neues Angebot für Mieter, sagt Andreas Adelberger von der VBZ Velbert: „Der Basis-Check Energie richtet sich vor allem an Mieter, die zu Verhaltensänderungen und möglichst preiswerten Maßnahmen zum Stromsparen sowie Heizen und Lüften beraten werden wollen“. Der Basis-Check kostet 10 Euro, wer möchte kann sich schon jetzt in der Beratungsstelle anmelden: per E-Mail unter velbert-termin@vz-nrw.de oder unter der Rufnummer 02051/56 806.

Viele weitere nützliche Tipps zum Thema Energiesparen – etwa den, dass nur ein Grad weniger Raumtemperatur den Energieverbrauch um circa sechs Prozent senken kann – stellt die nordrhein-westfälische Verbraucherzentrale in ihrer kostenlosen Broschüre „99 Wege Strom zu sparen“ zur Verfügung, die es sowohl in der Beratungsstelle an der Friedrichstraße 107 gibt oder im Internet unter www.vz-nrw.de/mediabig/218084A.pdf heruntergeladen werden kann.