Langenberg. . Während ihre Artgenossen den weihnachtlichen Festessen geschuldet sind,erhält Gans Else ein Gnadenbrot. Ihre „Familie“ lebt kostenfrei

Aufgewachsen war Gans Else ganz normal unter ihren Artgenossen: in einer Gänseschar, die zu St. Martin zum Teil und zu Weihnachten dann endgültig ihr Leben lässt. Else hinkte ein wenig, was die anderen Gänse dazu veranlasste, Else zu jagen und zu attackieren. Doch letztlich sorgte dieser Umstand dafür, dass Else dieses – und wahrscheinlich noch ein paar mehr – Weihnachten erleben wird.

Die ursprüngliche Besitzerin Melanie Heinemann separierte das Tier nach den Attacken durch ihre Artgenossen und brachte es auf einer Wiese unter, auf der Else jedoch alleine war. Gänse zeichnen sich durch besonders enge Bindungen zueinander aus. Selbst in Großherden bleiben soziale Organisationen erhalten. So war Else zwar nicht mehr den Attacken ihrer Artgenossen ausgesetzt, soziale Kontakte vermisste sie aber fortan.

Tierfreunde retten Gans

Christel Tüpker ging regelmäßig mit ihrem Jack-Russell-Terrier spazieren und kam dabei auch an der Wiese vorbei, auf der Else lebte. Ihr Hund Bonita und die Gans „freundeten sich an“. Immer wenn die beiden vorbei spazierten, kam Else schnatternd angelaufen. Tüpker kannte die Geschichte der einsamen Gans. Sie beriet sich mit ihrem Mann und beide spendeten drei Gipsgänse, die irgendwann mal in ihrem Garten gestanden hatten. Else fühlte sich auf Anhieb wohler und freundete sich mit den Dekorationen an.

Andere Spaziergänger wurden auf Else und ihre stillen Artgenossen aufmerksam. „Da sieht man die vier Deko-Gänse sitzen und plötzlich bewegt sich eine“, erzählte Jürgen Ebbinghaus. Else saß mit ihren neuen Freunden einträchtig zusammen. Ebbinghaus und seine Partnerin wollten wissen, warum die Gans ganz allein sei und erfuhren von den Mobbingversuchen der Gänseschar. Nun wird nur diese Gans Weihnachten überhaupt erleben. Das allerdings nicht, weil sie von den anderen getrennt wurde, sondern weil ihre Einsamkeit das Herz von Ehepaar Tüpker erneut berührte: Sie kauften Else. Und übernahmen auch gleich für ein Jahr die Futterkosten.

Leben kann Else zum Glück weiterhin bei den Heinemanns und ihren drei befreundeten Gipsgänsen. Christel und Ingo Tüpker werden bald aus der Nachbarschaft wegziehen, doch Else sollte es gut haben. Und Tüpkers haben nicht nur die Gans gerettet. Sie haben auch Melanie Heinemann dieses Weihnachten verschönt. Denn auch ihr war das Tier ans Herz gewachsen, aber sie und ihr Mann betreiben nun mal einen Hof, und das Schicksal ihrer Gänse ist vorher bestimmt: „Jedes Mal, wenn geschlachtet wird, vergieße ich trotzdem noch Tränen.“