Immer mehr Menschen wenden sich von traditionellen Beerdigungsmustern ab. Grabsteine mit Autos als letzter Wille. Superintendent empfindet das als Ablenkunkung vom Glauben an ewiges Leben
Der Fall des kleinen Jungen, der sich für sein Grab einen BVB-Grabstein gewünscht hat, hat für viele die Frage aufgeworfen, wie sich das Verständnis darüber wie ein Grab bzw. das Bestattungsritual denn heute auszusehen hat, gewandelt hat. Die WAZ sprach darüber mit einem Geistlichen, einem Steinmetz und einem Bestatter.
Gregor Forst kann auf fast 40 Jahren Erfahrung als Bildhauer und Steinmetz beim Unternehmen Sasse Stein zurückblicken. „Die Wünsche, wie ein Grabstein heutzutage aussehen soll, sind vielfältig. Dennoch wurden früher eher christliche Motive wie Engel oder auch ein Bild der zwölf Apostel gewünscht. Seit den 90er Jahren hat das abgenommen und stattdessen werden profanere Motive ausgewählt.“
Ein Motorrad ziert den Grabstein
So erinnert er sich daran, dass er mal ein Motorrad in einen Stein als Relief eingearbeitet hat und für ein anderes Grab ein Cadillac auf dem Gedenkstein gewünscht wurde. Der Bildhauer in ihm bedauert ein bisschen, dass der christliche Glaube heute bei vielen nicht mehr an erster Stelle steht. „Heute muss alles quadratisch, praktisch, gut sein. Die Bilder werden oft nicht mehr herausgearbeitet, sondern fotomechanisch aufgetragen.“ Auch angesichts von Steinen samt Strichcode für das iPhone, weiß der 56-jährige, dass man sich dennoch den modernen Dingen nicht verschließen kann. „Ist schon erschreckend, wenn ein altes Handwerk so überholt wird. Ich hoffe, dass auch das Traditionelle mal wieder eine Renaissance erlebt“, lacht er.
Auch Bestatter Jörg Schneider erlebt täglich in seinem Beruf, dass das Althergebrachte heute nicht mehr gefragt ist. „Das fängt ja schon bei den Trauerbriefen an, die heute nicht mehr in schwarz, sondern in allen Farben und mit frohen Motiven wie einem Regenbogen zu haben sind.“ Zu den ausgefallensten Wünschen, die er bisher erlebt hat, zählt die Urne für einen Rolling Stone-Fan. „Die war blau mit einer roten Zunge drauf.“ Im Gegensatz zu seinem Steinmetzkollegen, findet er diese Entwicklung aber gut. „Wir haben Särge mit Schalke-Logo drauf oder mit einer Klaviertastatur und wenn einer bei seiner Beerdigung „Wish you were here“ von Pink Floyd hören will, kriegt er auch das. Das Grab und die Beerdigung sollen doch schließlich das Bild des Verstorbenen widerspiegeln.“
Das sieht Superintendent Rolf Breitbarth ganz anders. „Ich persönlich würde eine solche Totenverehrung ablehnen. Es lenkt davon ab, dass wir doch daran glauben, dass nach dem Tod das ewige Leben kommt. Symbole der Hoffnung wie eine Taube oder ein Kreuz zeugen davon, ein Fußball kann das nicht.“