Velbert. . Die Energie-Armut greift um sich: Das ist das Ergebnis einer Studie der Verbraucherzentrale NRW. Tausenden säumigen Kunden ist in NRW demnach der Strom abgestellt worden.
Die so genannte Energie-Armut grassiert, und zwar mit steigender Tendenz. Zu diesem Befund kommt die Verbraucherzentrale NRW, derzufolge landesweit nach Sperrandrohungen zigtausend Kunden tatsächlich der Saft abgedreht worden ist. – Hingegen ist vor Ort die Zahl dieser Stromsperren schon seit 2009 rückläufig.
Daraus könne man allerdings nicht den Schluss ziehen, dass die Zahlungsmoral bzw. -fähigkeit gewachsen sei, sagt Heinz-Werner Thissen. Vielmehr erübrige sich in vielen Fällen eine Sperre, da mangels Masse – etwa bei Insolvenz oder Pfändung – ohnehin nichts zu holen sei. Zudem seien die Anstrengungen verstärkt worden, solche Fälle zu vermeiden. „Das eigentliche Problem ist nicht kleiner geworden, ganz im Gegenteil“, bekräftigt der Erste Geschäftsführer der Stadtwerke Velbert. So habe man 2011 die Pauschalwertberichtigung auf Forderungen um satte 100 Prozent erhöhen müssen.
Aufgrund gesetzlicher Vorgaben (Erinnerung/Mahnung) ziehe sich ein solcher Prozess bis zu drei Monate hin, bis man handeln könne, so Thissen. „Wenn alle Versuche, ob persönlich oder telefonisch, fruchtlos geblieben sind, kommt die Sperrandrohung.“ Dann blieben noch drei Tage, „um sich zu rühren und die Sperre abzuwenden“. Und wenn nicht? „Dann fährt der Sperrkassierer raus, klemmt den Zähler ab und plombiert ihn.“ Zwischen 80 und 100 Euro koste das, das Wieder-Öffnen inbegriffen. – „Falls der Kunde zahlt oder mit uns eine seriöse Vereinbarung trifft.“
Die Stadtwerke Velbert haben insgesamt 60 000 Zähler; ihre tatsächliche Kundenzahl liegt allerdings darunter. In 2009 waren noch 314 Stromsperren fällig, 2011 lediglich 219 und in 2012 – bislang – 189. Sperrungen für Dritt-Anbieter sind hierbei nicht inbegriffen.
„Eine Sperre kann immer nur Ultima Ratio sein“, betont der Stadtwerke-Chef. „Wenn jemand zur Aufbewahrung seiner Medikamente einen Kühlschrank braucht oder eine Familie mit kleinen Kindern Strom für den Fläschchen-Wärmer, setzen wir uns mit dem Sozialamt oder der Verbraucherzentrale zusammen und suchen gemeinsam nach einer Lösung“, erzählt Heinz-Werner Thissen: „Wir sind ja schließlich keine Hardliner.“
Wichtig: Die grundsätzlich zunehmende Zahl der Zahlungsausfälle – vor allem durch Privat- und Firmeninsolvenzen – drückt laut Thissen zwar den Gewinn der Stadtwerke, „fließt aber absolut nicht in die Preisberechnung ein.“
Richtig heftig, erinnert sich der Geschäftsführer, der diesen Job schon seit 20 Jahren macht, seien zum Beispiel „Gießereien, die es nicht mehr gibt“. Da sei es mitunter „um Millionen Mark“ gegangen.