. Der Bridge-Club Velbert ‘49 sucht für sein anspruchsvolles wie komplexes Spiel jüngere Nachwuchssportler

Wenn die Karten aus dem „Board“, dem Kartenbuch, verteilt worden sind, heißt es Ruhe bewahren. Nicht nur, wenn man ein gutes Blatt auf der Hand hat, sondern auch im eigentlichen Sinne. Beim Bridge spielen wird nämlich nicht geplaudert. In der ersten Runde hat Stille zu herrschen, damit die Spieler und Spielerinnen sich konzentrieren können.

Dieses Gebot einzuhalten, ist nicht immer ganz leicht. Denn Bridge wird stets mit einem Partner gespielt, dem „Ehe-Partner“, wie der Sportswart Ulrike Burmeister vom Bridge-Club Velbert ‘49 die Spielerpartnerschaft scherzhaft nennt. Das Team ist in der Tat wirklich mit einer Ehe zu vergleichen: Die beiden Partnerspieler müssen die Andeutungen des anderen richtig lesen und gemeinschaftlich handeln. „Das geht natürlich nur, wenn man sich sympathisch ist“, weiß die zweite Vorsitzende Gisela Lang.

Ärgern gehört zum Spiel dazu

Doch nicht immer geht es in den Ehen harmonisch zu. Beim nachmittäglichen Turnier wird auf einmal die gebotene Stille unterbrochen: „Liesel, das kannst du doch jetzt nicht machen“, beschwert sich Liesels Spielpartnerin während des Ruhegebots über den Pass ihrer Partnerin. Diese nimmt es gelassen hin und zuckt still mit den Schultern. Schweigen ist, eben wie manchmal auch in der Ehe, Gold. Und so wird mit zusammengebissenen Zähnen schweigend weitergespielt. Nachdem die Karten offengelegt wurden, herrscht Erklärungsnot. „Ärgern gehört zum Spiel eben mit dazu“, weiß Gisela Lang. Insbesondere weil Bridge kein einfaches Kartenglücksspiel ist.

„Bridge gehört genauso zu den Sportarten wie Schach“, schwärmt Lang und das Spiel hat auch die anderen Damen des Bridgeclubs sichtlich in ihren Bann gezogen. Etwa die Hälfte der 53 Mitglieder ist heute anwesend.Und wer meint, die Frauen träfen sich zum Plaudern, Kaffee trinken und ein bisschen Karten spielen, der irrt. „Wir spielen jedes Mal ein Turnier“, weiß Ulrike Burmeister. Wer da nicht mit Köpfchen dabei ist, hat schlechte Karten. „Bridge kann man nicht innerhalb von vier Stunden lernen“, so Jung. Die Regeln sind komplex, und so muss der Bridgespieler stets am Ball bleiben, sich in Fachliteratur schlau lesen und sich auch mal ein paar moderne Spielweisen aneignen. „Es ist eben wie bei jedem Sport, man muss regelmäßig trainieren“, so Lang. Und wer erfolgreich sein möchte, muss auch diszipliniert sein. Kein Wunder, dass es da bei dem einen oder anderen Spielzug zu Verwirrungen kommt und der Schiedsrichter gerufen werden muss.

Brigitte Alpers kam zum Brideclub, um „nur ein bisschen zu spielen.“ Nach einem halben Jahr wollte sie die Karten hinwerfen, „denn mir war das alles zu anspruchsvoll und ich wollte auch gar nicht all die Bücher wälzen“. Doch das Spiel hat sie so fasziniert, dass sie geblieben ist und sich ein Leben ohne Bridge nun gar nicht mehr vorstellen kann.

„Bridge ist ein wunderbarer Denksport und hält das Gehirn jung. Man sagt sogar, dass es vor Alzheimer bewahren kann“, so Gisela Lang. Doch ein Spiel für ältere Leute ist es nun wieder auch nicht. „Unsere Clubmitglieder sind zwar 60 aufwärts, wir sehnen uns aber nach jungem Nachwuchs,“ so Burmeister. Ab acht Jahren sei Bridge durchaus erlern- und spielbar. Und so ist der Bridgeclub händeringend auf der Suche nach Nachwuchs aller Altersklassen.

Eine Runde besteht aus 52 Karten. „Am besten behält man die alle im Kopf. Das Nachhalten ist schwierig; es ist kein Spiel wie das andere, es gibt Millionen von Möglichkeiten, das ist einfach faszinierend und jedes Mal aufs Neue eine Herausforderung,“ so Lang. Und schon studiert sie wieder ihre Karten, errechnet Wahrscheinlichkeiten und prüft still ihre Gegner. Und mit einer Karte verrät ihr „Ehepartner“ ihr den Weg zum Sieg.