Velbert. . Die Tierschutz-Aktivisten der Organisation Peta hat zum ersten Mal einen Velberter Gastronomen ins Visier genommen. Sie fordert die „Bürgerstube“ auf, Forellen von der Speisekarte zu nehmen

Sie ist ein gastronomischer Klassiker und steht bei vielen gutbürgerlichen Restaurants auf der Speisekarte, die Forelle Blau. Wer sie künftig in der Velberter Bürgerstube bestellt, soll nach Vorstellung der Tierrechtsorganisation Peta („People for the Ethical Treatment of Animals“) aber nur noch eine Tofu-Forelle vorgelegt bekommen – oder den Fisch als Zeichen des Protests zumindest nur noch mit geändertem Namen, nämlich unter „Forelle macht heute blau“. Damit ist das Restaurant von Blazenka Biester eines von 50, das von Peta gebeten worden ist, seinen Gästen nur noch die vegetarische Alternative zu servieren. Doch keine Sorge, in der Bürgerstube gibt’s auch weiterhin Forelle Blau. „So etwas übersehe ich“, sagt Wirtin Biester.

Gaststätten hören darüber hinweg

Mit ihren Extrempositionen polarisieren die Tierrechtler immer wieder – mal sind es Pelze, mal der Verzehr von Hummern, diesmal eben die Forelle Blau. Peta klagt an, dass jährlich über 1000 Milliarden Fische aus den Meeren gezogen werden, bevor sie langsam und qualvoll ersticken oder aber lebendig aufgeschnitten werden, um die Innereien herauszuholen. Doch die Adressaten solch medienwirksamer Aufrufe hören in diesem Fall geflissentlich über die Warnung hinweg: „Irgendwann landen alle Tiere mal auf den Tellern der Gäste“, sagt Blazenka Biester. Würden Gastronomiebetreiber alle Ratschläge der Tierrechtler befolgen, „müsste man ja ganz ein vegetarisches Restaurant werden.“

Und so steht erneut das Peta-Anliegen, Rücksicht auf die Tiere zu nehmen, dem unternehmerischen Interesse der Wirte gegenüber, die natürlich vor allem das anbieten müssen, was der Gast wünscht. Doch genau dieser Konflikt kann bisweilen schon mal größere Ausmaße annehmen: „Ich habe noch nie Post von Peta bekommen“, sagt ein Gastronom, der namentlich nicht genannt werden möchte, aber auch betont, dass seine Produkte aus nachhaltiger Zucht stammen. „Dass nun ein Velberter Restaurant betroffen ist, tut mir leid.“ Mit der Organisation könne man es sich nämlich schnell verscherzen und dann richtig Probleme bekommen.

Ärger mit den Tierrechtlern

Er verweist auf einen Sternekoch aus dem Stuttgarter Raum, der wie 29 andere Gourmetrestaurants bundesweit 2006 von den Tierrechtlern aufgefordert worden war, Gänsestopfleber von der Speisenkarte zu nehmen. Der Spitzenkoch lehnte jedoch ab, Peta-Aktivisten belagerten daraufhin zweimal sein Restaurant und verschreckten die Gäste mit Filmszenen grausamer Gänsemast.

Mit solchen Aktionen müssen die 50 bezüglich der Forelle Blau angeschriebenen Gastronomen aber nicht rechnen. „Das ist im Moment nicht geplant“, erklärt Dr. Tanja Breining, die als Meeresbiologin bei Peta das Projekt „Forelle macht heute blau“ betreut, im Vordergrund stünde die Aufklärungsarbeit. Die Resonanz seitens der Gaststätten hielte sich bisher aber in Grenzen. „Die Gastronomen wissen nun Bescheid und brauchen sicher auch noch etwas Zeit“, sagt Breining, „um sich mit dem Gedanken vertraut zu machen und selbst zu recherchieren.“

Wenn sie das im Internet tun, werden sie sicherlich auch auf eine gleichnamige Gegenorganisation stoßen: In diesem Fall steht Peta allerdings für „People eat tasty animals“, frei übersetzt: Menschen essen schmackhafte Tiere.