Velbert.. Camper sind immer noch ein wenig die Zigeuner der Urlauber. Mit ihrer „kleinen“ Wohnung, dem Wohnwagen oder dem Wohnmobil, sind sie unterwegs.


Camper sind immer noch ein wenig die Zigeuner der Urlauber. Mit ihrer „kleinen“ Wohnung, dem Wohnwagen oder dem Wohnmobil, sind sie unterwegs. Küche, Toilette, das eigene Bett und ein gemütliches Wohnteil gehören zu ihrer Urlaubsvariante Camping. Sie fliehen aus der Enge der Städte und ihren begrenzenden vier Wänden in die große Camperfreiheit.

Auch in Velbert besteht seit fast 40 Jahren der Camping-Club Niederberg, der auf Landstraßen und Campingplätzen seine wahre Erfüllung findet. Sigrid Melchert (63) , Vorsitzende des Vereins, bringt es auf den Punkt: „Wir wollen ein Stück Freiheit genießen, wir wollen uns mit Gleichgesinnten gut unterhalten. In ganz Deutschland und Europa. Das ist unser Ziel. Wo wir Halt machen, ist immer etwas los.“

Deutschland kennen lernen

Ihr Mann Joachim (65), der sich ebenfalls dem Campen mit dem Wohnwagen verschrieben hat, ergänzt: „Das ist eine Art, Deutschlands Städte und Landschaften zu erkunden. Wo es uns gefällt, wird ein Stopp eingelegt. Dann können wir mit dem Pkw, der den Wohnwagen gezogen hat, Stuttgart, München und Regensburg, Limburg oder Marburg entdecken. Wir bleiben so lange, wie wir wollen. Und wenn wir genug gesehen haben, geht die Fahrt weiter.“

Die Kinder der Melcherts, die diese Art Urlaub von klein auf kennenlernten, stehen inzwischen auch für sich allein auf Camperurlaub und leihen sich den Wohnwagen von den Eltern aus.

Viele der 41 Camping-Club-Mitglieder treffen sich jeden ersten Dienstag im Monat in ihrer Stammkneipe „Bürgerstube“ pünktlich um 20 Uhr. Dann wird von alten Zeiten geschwärmt, gemütlich geplaudert, neue Ziele im Umland für die Oster-Aktivitäten des Clubs ausgesucht. Die letzte gemeinsame Fahrt führte ins Sauerland. Ins romantische Listertal. Im kommenden Herbst steht dann fest, wie 2013 das Ziel heißen wird. Wilfried Drese sen., der 75-Jährige, kümmert sich um die Öffentlichkeitsarbeit. Er schwärmt besonders von den Sommerfesten, die jedes Jahr gefeiert werden und er wünscht sich, dass jüngere Familien dem Verein beitreten. „Viele von uns sind inzwischen im Rentenalter. Nachwuchs wird dringend gesucht. Familien mit Kindern wären bei uns gut aufgehoben. So manch einer von uns wäre guter Großmutter- oder Großvater – als Ersatz natürlich.“

Neun der Vereinsmitglieder haben einen Wohnwagen, drei ein Wohnmobil. Wenn es auf große Fahrt geht, mieten einige ein Gefährt und sind bei den alten Camping-Hasen in guter Gesellschaft. „Der Jahresbeitrag für Familien beträgt 36 Euro, Einzelpersonen zahlen die Hälfte“, macht Sigrid Melchert den Clubbeitritt schmackhaft.

Angefangen hatte die Idee, einen Camperclub in Velbert zu gründen im Jahre 1973 bei einem Besuch in Velberts französischer Partnerstadt Chatellerault. Dort gab es seit 1967 einen Camperclub. So kam es, dass vor 39 Jahren der Camping-Club Niederberg gegründet wurde und viele Treffen in Frankreich und in Deutschland folgten.

Wilfried Drese sen., Sigrid Melchert und ihr Ehemann Joachim trauern einem Campingplatz nach, den es für sie in Velbert nicht gibt. „Wir haben einfach nicht genügend Lobby.“, meinen sie. Während unseres Gesprächs sitzen die Drei im Wohnwagen am Wohnzimmertisch. Auf der frisch gebügelten Spitzendecke steht eine kleine Vase mit zwei gelben Plastikrosen. Sigrid Melchert erklärt uns ihren Wohnwagen und freut sich auf die nächste Reise in den sonnigen Süden.