Velbert.. Oft ist es die Hoffnung auf ein besseres Leben im fremden Land und die Abenteuerlust, die Menschen in die Ferne zieht. Bei Familie Garcia aus Velbert war es ein familiärer Umstand, der sie zum Auswandern nach Spanien bewegt hat – jetzt sind sie wieder in Deutschland


Zuschauer gerade privater Fernsehsender kennen jene Doku-Soaps über Auswanderer: Goodbye, Deutschland!“ oder „Auf und davon“ heißen die Formate. Oft ist es die Hoffnung auf ein besseres Leben im fremden Land und die Abenteuerlust, die Menschen in die Ferne zieht. Bei Familie Garcia aus Velbert war es ein familiärer Umstand, der sie zum Auswandern nach Spanien bewegt hat. Jetzt sind sie wieder zurück in Deutschland. Der WAZ berichten sie über die Tücken des Auswanderns.

17 Wegzüge nach Spanien

Insgesamt 17 Wegzüge von Velbert nach Spanien gab es 2009 – auch die Garcias wagten den Schritt ins Land der Sonne. Als Maria Garcias Mutter, die in Spanien lebt, erkrankte, quälte sich die gebürtige Velberterin, weil sie zwischen zwei Familien stand – Ehemann Christian und Sohn Tomas auf der einen und ihrer Mutter auf der anderen Seite. „Eines Tages, kam mein Mann zu mir und sagte: ,Lass uns nach Spanien ziehen‘“. Anders als viele andere Auswanderer-Familien waren die Garcias durch ihre Spanischkenntnisse klar im Vorteil. Auch eine Bleibe hatten sie für die ersten Tage und dennoch konnten sie ihr Glück nicht langfristig an Spanien binden. „Hier haben wir keine Zukunft mehr“, hätten sie 2011 erkannt. Denn: „In Spanien zählen wir derzeit ungefähr sechs Millionen Arbeitslose“, rechnet Garcia vor. Und wieder hieß es: Koffer packen. Aus den Auswanderern sind jetzt Heimkehrer geworden. „In Spanien haben wir in den sechs Jahren immer Arbeit gehabt, doch mittlerweile ändert sich die Lage rapide“, so Garcia. Ihr ältester Sohn Tomas findet es unerträglich: „Ich arbeite in einem Fitnessstudio für 2,50 Euro die Stunde, damit kann man sich kein eigenes Leben finanzieren“, sagt der 20-Jährige. Wenn Maria Garcia über die Zeit in Spanien nachdenkt, wird sie sogleich nostalgisch. Enttäuscht ist sie, dass sie dieses Leben aufgeben musste. Bestürzt ist sie auf der anderen Seite, dass der Arbeitsmarkt in Spanien sich innerhalb von fünf Jahren so verändern konnte und traurig, weil sie wieder einen Teil ihrer Familie in Spanien zurücklassen musste. Mittlerweile wohnt sie mit ihrem Mann und dem fünfjährigen Sohn Alexander in Bayern, wo ihr Ehemann ein gutes Jobangebot erhalten hat.

Der Moderator der ehemaligen TV-Sendung „Der Auswanderer-Coach“, Günther Lukas, der im Jahr 2008 zwei Familien aus Velbert bei ihrem Auswanderungsplan betreut hat und selbst in Portugal lebt, kennt die Tücken des Wegziehens gut: „Die meisten Menschen handeln überstürzt und naiv, sie informieren sich weder über das Land, die Leute, noch lernen sie die Sprache des Landes.“ Das Auswandern sei aber ein markanter, vielleicht auch unwiderruflicher Schritt in ein neues Leben. Die Motive seien zum einen Abenteuerlust und Fernweh, viel wichtiger wäre jedoch die Hoffnung auf ein besseres Leben im Ausland: „Menschen, die hier in Deutschland nichts geworden sind, hoffen auf bessere Chancen im Ausland.“ Dabei seien die Einreisebestimmungen in Ländern wie Kanada, Australien und Amerika sehr strikt: „Eine finanzielle Absicherung ist das A und O.“

Familie Garcia hatte weder naiv noch überstürzt gehandelt und war darüber hinaus mit der Sprache im Wahl-Land vertraut – letztlich waren es wirtschaftliche Umstände im EU-krisengebeutelten Spanien, die sie zur Rückkehr zwangen.