Velbert. . Blumenläden und Steinmetze sucht man am Nordfriedhof mittlerweile vergebens. Die Geschäftslage ist schlecht, sagen Händler.

Gras hat Konjunktur. Dem wechselhaften Wetter der vergangenen Wochen ist es zu verdanken, dass es auch auf dem Nordfriedhof schier in den Himmel wachsen möchte. Das stört WAZ-Leserin Rosi Braun, die täglich das Grab ihres verstorbenen Mannes besucht, im Prinzip nicht. „Aber im Eingangsbereich des Friedhofs wuchern zwei verlassene Gebäude zu, und das wirkt richtig verlottert.“ Vor Ort finden sich die Angaben der 90-Jährigen bestätigt. Der heiße Sommertag wird nur von wenigen Velbertern genutzt, um Gräber zu pflegen. Der Rentner Wolfgang Ziesche gehört dazu. Er weiß mehr: „Das waren einmal ein Blumenladen und ein Steinmetz, die Geschäfte sind wohl weniger gut gelaufen“, mutmaßt Ziesche. Der Nordfriedhof sei ja eigentlich ein besonders schöner und großer Friedhof. Auch die modern gestaltete Kapelle hat es Friede Halluntat angetan. „Aber die beiden stillgelegten Betriebe im Eingangsbereich haben schon vor zwei Jahren auf der Beerdigung meines Schwagers verwunderte Nachfragen der Verwandten provoziert“, sagt sie. „Wenn die Häuser verfallen, ist es mit der Friedhofswürde vorbei.“

Hager und Sasse

Wilbert Hager hat die verschlossene Friedhofsgärtnerei bis 2008 bewirtschaftet; noch heute ist er der Pächter. „Das andere Gebäude war bis vor zehn Jahren in Betrieb des Steinmetzes Sasse“, informiert der Ratsherr, der als Florist sowohl in Tönisheide, Velbert-Mitte als auch in Wuppertal Läden betreibt.

Kaufverhalten verändert

Warum sind so wichtige Service-Unternehmen wie Floristik und Grabmalskunst vom Nordfriedhof verschwunden? Hager stellt die Gegenfrage: Warum stehen in Neviges und Langenberg so viele Geschäftsimmobilien in der Innenstadt leer? „Der Kunde entscheidet das durch sein Kaufverhalten“, sagt der Blumenhändler. 18 Jahre seien die Geschäfte mit Schnitt- und Topfblumen, mit Kränzen und Gestecken am Nordfriedhof zunächst zufriedenstellend, dann immer schlechter gelaufen. Grund war die Eröffnung des großen Blumencenters Schley wenige hundert Meter entfernt Richtung Stadtmitte. Dort ist Hager seit einiger Zeit selbst mit einem kleineren Laden beteiligt, ihm ist jedoch auch klar geworden, was ihm und anderen Fachbetrieben buchstäblich das Wasser abgräbt: „In seiner unendlichen Sparfreude kaufen blumenliebende Menschen billig Schnittrosen und Topfblumen bei Discountern oder sogar Baumärkten – und die trugen sie dann an meinem Geschäft am Nordfriedhof vorbei durch die Pforte.“ Andererseits sinke von Jahr zu Jahr die Anzahl der Beerdigungen in Velbert. Und auf den pflegeleichten Rasengräbern sei üppige Blumenpracht nicht gestattet. Eine Wiederbelebung des Floristikgeschäfts am Friedhof hält Hager dennoch für möglich, „wer Interesse hat, kann das Geschäft von mir bekommen.“