Velbert. . Seit vorgestern sitzt Michael Greshake jeden Tag auf dem Mähdrescher – endlich. „Es ist schon langsam Zeit, dass die Sonne sich blicken lässt“, sagt der Velberter Landwirt und Vorsitzende der hiesigen Ortsbauernschaft
Seit vorgestern sitzt Michael Greshake jeden Tag auf dem Mähdrescher – endlich. „Es ist schon langsam Zeit, dass die Sonne sich blicken lässt“, sagt der Velberter Landwirt und Vorsitzende der hiesigen Ortsbauernschaft, der sich jetzt mit einigen Tagen Verzögerung an die Getreideernte machen kann. „Man will das Zeug nun mal endlich ab haben“, bringt er es salopp auf den Punkt.
Das Korn ist zu feucht
Der Dauerregen der vergangenen Wochen ist an den Landwirten der Region nicht eben spurlos vorbeigeprasselt. „Das Wetter hat die Abreife des Getreides verzögert. Eigentlich hätte es schon letzte Woche mit der Ernte losgehen sollen“, sagt Martin Dahlmann von der Kreisbauernschaft Mettmann. Besonders die Starkregenfälle und Gewitter hätten dem Korn hie und da arg zugesetzt: „Teilweise ist das Getreide abgesenkt oder geknickt, liegt an manchen Stellen quasi flach auf der Erde“. Das erschwere die Arbeiten, denn der Mähdrescher müsse anders eingestellt werden, um die Halme richtig erreichen zu können. „Dabei verliert man eventuell auch das ein oder andere Korn“, so der Landwirt. Dramatisch sei die Lage aber nicht, man müsse einfach abwarten. Und: „Eine Hungersnot wird es sicherlich hierzulande nicht geben“.
Das schätzt auch Michael Greshake. Alles sei noch im grünen Bereich, gibt er sich optimistisch. Aber: Das Korn ist feuchter, als es sein sollte. Optimal sei eine Feuchtigkeitsquote von etwa 15 Prozent, „zurzeit liegen wir bei ungefähr 17 Prozent“, erklärt der Landwirt. Das könne letztlich zu Umsatzeinbußen führen, denn die Abnehmer zahlten bei Getreide, das zu viel Wasser in sich trage, nicht den vollen Preis. Denn die Körner müssen erst umständlich getrocknet werden. Bei der momentanen Quote müssten einige Landwirte eventuell mit zehn Prozent weniger Einnahmen rechnen, prognostiziert Greshake. Bei 21 Euro pro 100 Kilo liege derzeit der Preis für die Gerste.
Keine Lust auf Erdbeeren
Wie viele seiner Kollegen im Umland kann Greshake sein Korn mit Hilfe eines Ölbrenners und eines großen Gebläses zur Not selbst trocknen: „Das mindert die Einbußen beim Verkauf zwar deutlich, aber Mehrkosten durch den Öl- und Stromverbrauch habe ich natürlich trotzdem“.
Die Erdbeer-Hofbetreiber hatten ihre eigenen Probleme mit dem Wetter. „Durch die starken Niederschläge gab es weitaus mehr faule Früchte. Viele Erdbeeren haben Wasserflecken und sind unverkäuflich“, klagt Marc Faßbeck, der unter anderem in Neviges einen Verkaufsstand und ein Selbstpflück-Feld betreibt. An extremen Tagen habe es 30 Prozent an Ausschuss gegeben und auch der Verkauf sei zurückgegangen: „Das Selberpflücken hat ja Event-Charakter, und die Leute hatten einfach keine Lust, bei Regen am Stand anzuhalten oder in die Felder zu gehen“, schätzt Faßbeck. Zynismus des Wetters: Dass der Sommer sich jetzt doch noch blicken lässt, nützt Faßbeck und seinem Erdbeergeschäft überhaupt nicht mehr, denn seit knapp zwei Wochen ist für ihn die Saison ohnehin vorbei.