Velbert. . Von 89 782 auf 83 563 hat sich seit dem Jahr 2000 die Einwohnerzahl Velberts verringert. Ein trauriger Rekord: Von allen Städten im Kreis Mettmann verzeichnet es damit den größten Schwund.
Die aktuellen Zahlen des Landesamtes für Statistik haben Jürgen Wosimski vom strategischen Management der Stadt nicht überrascht – und sind für ihn auch kein Schock: „Wir schrumpfen seit zehn Jahren. Die Zahlen sagen nur das, was wir vorher schon wussten.“ Von 89 782 auf 83 563 hat sich seit dem Jahr 2000 die Einwohnerzahl Velberts verringert. Ein trauriger Rekord: Von allen zehn Städten im Kreis Mettmann verzeichnet es damit den größten Schwund.
Und das Ende der Fahnenstange ist noch längst nicht erreicht: „Wir sind mitten in einem Schrumpfungsprozess – und noch lange nicht am Ende“, erklärt Wosimski. Im Jahr 2030 werde Velbert bei geschätzten 73 000 Bürgerinnen und Bürgern liegen. Zwei Komponenten tragen vor allem dazu bei: die natürliche Bevölkerungsentwicklung und eine Wanderungsbewegung, von der momentan die Rheinschiene profitiert.
Keine Gewinner und Verlierer
Aber: „Man kann nicht von Gewinnern und Verlierern sprechen“, betont Wosimski. Denn auch andere Städte würden aufgrund der „natürlichen“ Bevölkerungsentwicklung schrumpfen. „Wir hatten Anfang des Jahrtausends sogar Wanderungsgewinne.“
Die rund 6000 Einwohner, die Velbert seitdem verloren habe, seien „nicht alle abgehauen, weil’s hier so hässlich wäre“. Wosimski rechnet vor: „Zwei Drittel davon sind dem Sterbeüberschuss geschuldet. Es sind 3600 mehr Menschen gestorben als geboren wurden.“ Und das setze eine Abwärtsspirale in Gang: „Die, die heute nicht geboren werden, können morgen auch keine Kinder kriegen.“ Hinzu komme: Es seien auch mehr Menschen aus Velbert weggezogen als im gleichen Zeitraum zugezogen seien. Gründe seien oft der Job oder die Liebe.
Eine dritte Komponente sieht Wosimski in einer „endgültigen Wanderung“. Es gebe „eine bewegliche Masse, die nicht zu unterschätzen ist“. Die Rede ist von den rund 15 000 Ein- und Auspendlern. „Das ist ein Potenzial, das sagt: Ich ziehe jetzt weg, weil ich eine andere Arbeitsstelle bekommen habe. Oder andersrum: Ich ziehe nach Velbert, weil ich die tägliche Fahrerei leid bin.“ Auch diese Menschen hätten Einfluss auf die Bevölkerungsentwicklung.
Untätig gewesen ist die Stadt in den vergangenen zehn Jahren nicht. „Wir wussten ja, dass die Bevölkerung schrumpft, also haben wir uns gefragt, wie wir darauf einwirken können.“ Man habe sich zunächst Datengrundlagen beschafft: durch eine Einpendlerbefragung im Jahr 2007, eine Wanderungsmotivanalyse im Jahr 2008 sowie eine Wohnungsmarktanalyse im Jahr 2009. „Dabei kam zum Beispiel heraus, dass Einpendler nicht nach Velbert ziehen, weil sie anderswo Eigentum haben.“
Auch im Bereich „Wohnen“ ist die Stadt tätig geworden: „Wir haben alle Betroffenen an einen Tisch geholt.“ Ergebnisse sind Wohnumfeldverbesserungen, Modernisierungen des Bestandes, aber auch das Internetangebot www.wohneninvelbert.de und die Wohnungsbörse, die in diesem Jahr ihre vierte Auflage erlebt. Velbert will punkten: mit Familienfreundlichkeit, Angeboten für jedes Alter und einem attraktiven Image als Standortfaktor. Dazu gehören auch Freizeitangebote, die Innenstadtentwicklung und Bildung. „Wir sind kreisweit führend bei der Medienentwicklung an Schulen“, betont Wosimski. All das könnten jedoch nur Anreize sei. „Wir spielen im Konzert der anderen mit und können uns nur wünschen, dass diejenigen, die hier sind, bleiben und Leute von außen zuziehen.“ Eines könne man der Stadt aber nicht vorwerfen: „Wir legen nicht die Hände in den Schoß.“