Velbert. WAZ-Leserin Rosemarie Buse hat von ihrem Balkon aus mehrere Sendeanlagen im Blick.Die Rentnerin leidet unter Kopfschmerzen und Luftnot. Sie kritisiert die Stadt
Um die Gesundheit von Rosemarie Buse ist es nicht gut bestellt. Eine Krebskrankheit vor Jahren hat sie zwar überstanden, doch leidet die Rentnerin unter Kopfschmerzen und Luftnot. Die Ursache meint sie zu kennen: „Die Handy-Masten auf dem Schätzlein-Hochhaus machen mir zu schaffen“, klagt sie. In der vorvergangenen Woche sind zu den einige hundert Meter von der Wohnung Buses entfernten Masten bereits stehenden weitere hinzugekommen. Auch vor dem Hintergrund ihrer schweren Vorerkrankung lässt sich die 65-Jährige nun kontinuierlich ärztlich durchchecken – „demnächst soll mein Kopf von einem Kernspintomographen untersucht werden“, kündigt sie an.
Versorgungssicherheit für Bürger
Denn Rosemarie Buse fürchtet sich vor den Auswirkungen der Strahlung der Masten – dem Risiko, das nicht gesehen, gerochen oder gefühlt werden kann, sieht sie sich schutzlos ausgeliefert. Vor fünf Jahren hatte die WAZ über den Nevigeser Kurt Gießmann berichtet, der seine Krebserkrankung im Gesicht und heftige Schmerzen ebenfalls auf Strahlung durch Sendemasten von Mobilfunkbetreibern zurückführte. Im Gegensatz zu dem Nevigeser, der im Prinzip eine Verschwörung von Politik, Verwaltung und Industrie auf Kosten der Volksgesundheit witterte und Handys generell ablehnte, belässt es Rosemarie Buse jedoch bei Kritik gegenüber der Stadt. „Warum werden die Strahlungsquellen nicht besser über die Fläche verteilt, damit Leute wie ich weniger intensiv belastet werden? Hat die Stadt überhaupt ein Mitspracherecht?“ Tim Edler von der Fachabteilung Umwelt und Stadtplanung informiert, dass Masten-Anlagen bis zu einer Höhe von zehn Metern von der Genehmigungspflicht ausgenommen seien, das regelt die Landesbauordnung. „Die allermeisten liegen unter diesem Wert“, sagt Edler.
Es sei überdies im Interesse einer Stadt wie Velbert, dass die mobil telefonierenden Bürger ausreichend mit Sendemasten versorgt werden. Einer Verteilung der Strahlenquellen über das gesamte Stadtgebiet gewinnt Edler nichts ab: „Besser ist es, die Belastung auf wenige Standorte zu konzentrieren“, sagt er. Kontrollen führt die Stadt nicht durch; zuständig für die Genehmigung neuer Masten ist die Bundesnetzagentur, die auch ein für die Bevölkerung transparentes Kataster führt, wo in der Republik Handy-Masten stehen.
Auch fünf Jahre nach der WAZ-Berichterstattung über die Mobilfunk-Debatte liegen laut Bundesamt für Strahlenschutz keine ernstzunehmenden Studien vor, die die Gefahr der Sendemasten für die Gesundheit belegen. Die Behörde rechnet mit belastbaren Langzeitergebnissen erst in 30 Jahren. Empfohlen wird den Bürgern jedoch, beim Mobiltelefonieren Zurückhaltung zu üben. Rosemarie Buse übrigens besitzt ein Handy, „ich nutze es jedoch nicht!“