Velbert. Die rot-grüne Landesregierung plant ein Rauchverbot ohne Lücken, das Nichtraucherschutzgesetz soll konsequent in Kneipen, Gastwirtschaften, auf Kinderspielplätzen und bei Schützenfesten gelten. Velberts Gastronomen, aber auch die Gäste sind nicht begeistert.
Ein laues Lüftchen am Mittag, da dürstet es viele nach einem Bierchen. Und dazu gehört natürlich für nicht wenige eine Zigarette. Auch in Zeiten des Nichtraucherschutzes unter freiem Himmel grundsätzlich kein Problem, in der Gaststätte oder dem Café auch nicht – so lange entsprechende Ausnahmegenehmigungen vorliegen.
Schutz ohne Ausnahme
Damit soll es nach dem Willen der frisch gewählten Landesregierung endgültig vorbei sein; gestern beriet das Kabinett in Düsseldorf über das Nichtraucherschutzgesetz ohne Ausnahme für Gaststätten, Schulhöfe oder Schützenfestzelte. „Die wissen nicht, was sie tun“, mutmaßt Andreas Sucic, Inhaber der „Bergischen Stube“. Nicht, dass seine Gaststätte an der Hohenzollernstraße betroffen wäre. „Hier darf wegen Rot-grün schon seit Jahren nicht mehr geraucht werden“, sagt Sucic. Er hat die Einschränkung schon 2008 bedauert, über das Totalverbot schüttelt er nur den Kopf.
Gäste werden sich freuen
Im „Altgesellen“ sitzen mittags um 13 Uhr acht Gäste, essen eine Suppe, die meisten rauchen. Kellnerin Doris Kanonenberg begegnet dem Thema Nichtraucherschutz mit Sarkasmus. „Meine Gäste werden sich freuen, für jede Zigarette vor die Tür treten zu müssen“, sagt sie. Gesundheitsschutz und Chancengleichheit sind die Ziele, die Gesundheitsministerin Barbara Steffens mit ihrem gesetzlichen Lückenschluss anstrebt – „vergessen werden dabei die Arbeitsplätze, die hier vernichtet werden, weil weniger Umsatz gemacht wird“, so Kanonenberg. Schwarze Zukunft für den „Altgesellen“.
Böse Mächte am Werk
„Wenn das Gesetz kommt, kaufe ich mir einen Six-Pack und trinke im Hof“, schwadroniert Jürgen Becker. Der Rentner kommt regelmäßig von seiner Wohnung an der Langenberger Straße zur „Hansa-Kogge“ – und nicht nur fürs Bier. Der Stammgast will trinken, rauchen und knobeln, „so hat er es schließlich Hunderte Jahre getan“. Wirtin Anne Sciurti sieht böse Mächte am Werk: „Das Gesetz bedeutet für uns die Schließung!“, sagt sie. Gesundheitsschutz für die Angestellten? Sciurti steckt sich eine Zigarette an. „Wer bei mir anfangen will und nicht raucht, den stelle ich gar nicht erst ein!“
Keine Jugend in der Kneipe
Bei der Nachfrage in Gaststätten und Kneipen ist Unverständnis spürbar – bei Inhabern und Gästen. „Wir sind doch mündige und erwachsene Bürger“, gibt ein weiblicher Gast vor dem „Altgesellen“ zu bedenken. „Jugendschutz muss sein – dann sollen Minderjährige vom Kneipenbesuch ausgeschlossen werden!“, fordert ein anderer. „Diesem Land fehlt das Lebensgefühl“, meint Liliana Claro vom Eiscafé Florenz. Sie hat bereits das Obergeschoss zum Raucherraum umgewandelt, „denn für viele Menschen gehören Kaffee und Tabak eben untrennbar zusammen“, sagt sie.